Autor: Ralph Gravenstein

  • Fürs Feuer: Erzählen Sie Ihre Geschichte

    Fürs Feuer: Erzählen Sie Ihre Geschichte

    Wenn dieser Tage wieder all diese Fotos der neuen Azubis überall auftauchen, dann freue ich mich zwar für die Unternehmen, die da so stolz sind auf ihre Neuzugänge – aber frage mich doch oft genug auch, ob die Verantwortung eigentlich so klar ist, die mit einem Ausbildungsverhältnis einhergeht.
    Denn Azubis sind nicht einfach nur ungelernte Arbeitskräfte, die nebenher ab und zu in die Schule müssen: Als Ausbildungsbetrieb und speziell als Ausbilder*in entscheiden Sie in den kommenden Monaten mit darüber, ob es gelingt, in einem jungen Menschen Begeisterung zu entfachen für das, was den zu erlernenden Beruf ausmacht. Eine betriebliche Ausbildung kann der Anfang einer lebenslangen Liebe dafür sein, was man täglich tut – oder eben doch eine schlechte Erfahrung, die eine weitere innerliche Kündigung schon weit vor dem Ende der Ausbildungszeit verursacht.

    Wie man das denn schafft, dieses Feuer für das weiterzugeben, das den eigenen Beruf, das eigene Unternehmen ausmacht? Ein guter Anfang wäre es, sich die Quintessenz des eigenen Tuns mal explizit anzusehen, sich die daraus resultierenden Botschaften zu erarbeiten, kurz: zu wissen, wie man die eigene Geschichte über die eigene Leidenschaft am besten erzählt.

    Ich kenne da jemanden, der Ihnen dabei helfen kann.

    Foto: Ann H @pexels.com

  • Netzwerken bringt was. Echt.

    Netzwerken bringt was. Echt.

    Zugegeben: Der Begriff „netzwerken“ ist schon ein sehr dehnbarer: Der eine versteht darunter Gratishäppchen und Getränke mit Gesprächen über die nächste Golfrunde, die andere Gedankenaustausch auf professioneller Ebene und so ein bisschen auch immer Schaulauf mit „dicke Hose und Lametta“. Es gibt aber dennoch Netzwerke, die wirklich sinnvoll sind, und bei zweien davon darf ich mitmischen.

    Da ist zum einen der Gewerbeverband Oberzentrum e. V. (GVO), dem ich schon seit einiger Zeit angehöre: ein heterogener Verband in jeder Hinsicht, der mit rund 400 Unternehmen und gut einem Drittel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Doppelstadt VS durchaus Gewicht hat. Dort unterstütze ich aktiv mit allerlei Aktion, zum Beispiel als Leiter des Teams PR und Marketing, aber auch durch das Anschieben unterschiedlicher Taskforces.

    Seit Neuestem gibt es aber auch was, das kann ich gerade allen Kreativen in der Region nur wärmstens empfehlen: Die „Kreativwerkstadt“ etabliert sich nämlich aktuell als Pool von Leuten aus kreativen Berufen, die gemeinsam mehr Sichtbarkeit für die gestalterischen Tätigkeiten in und um VS, RW und TUT schaffen wollen, eine Plattform sein wollen für den Austausch auf Augenhöhe und mittelfristig Mehrwerte durch Informationsaustausch generieren möchten.

    Fun Fact: Das Orga-Trio der Kreativwerkstadt und ich, wir waren eigentlich Konkurrent*innen bei der MfG, die im Rahmen ihres Förderprogramms „Stadt – Land – Kreativ“ Fördermittel ausgelobt hatte. Wir wussten nix voneinander, hatten aber intuitiv die gleiche Idee, nämlich die Kreativbranche in der Region sichtbarer und organisierter zu machen, Plattformen zu schaffen für den Austausch und für Mehrwert. Schade war dabei weniger, dass nicht ich, sondern das Trio Kreativwerkstadt den Zuschlag erhalten hatte: Bedauerlich fanden wir aber im Nachhinein, dass die MfG das nicht geschnallt und uns zueinander gebracht hat. Aber egal, das haben wir ja nun selbst hinbekommen: Denn am Mittwoch war unser erstes „Realtreffen“ im Ostbahnhof Schwenningen, und es war ne tolle und inspirierende Runde, die sich da getroffen hat. Ich war mit Abstand der Älteste auf dem Platz, das hat aber nicht weiter geschadet. Denke ich.

    Wer sich den kreativen Berufen oder Anverwandten auch zuordnet und hier aus der Region kommt, sollte unbedingt das nächste Treffen (voraussichtlich am 7.9., Ort folgt) mitmachen bzw. sich die Website der Kreativwerkstadt anschauen und sich registrieren. Das bringt wirklich was, man lernt endlos spannende Leute kennen und sieht, wie wir alle mit den gleichen Themen zu kämpfen haben, uns dabei aber auch wirksam unterstützen können. Also, auf geht’s – mitmachen!

    Foto (c) Kreativwerkstadt / Instagram

  • Warum ich weiterhin gesetzlich versichert bleibe

    Warum ich weiterhin gesetzlich versichert bleibe

    Als Freiberufler, der ich nun seit ziemlich genau einem Jahr bin, habe ich in Deutschland die Wahl: So kann ich mich aus der gesetzlichen Krankenversicherung verabschieden, mich privat versichern und dort von oft deutlich besseren Leistungen des Gesundheitssystems profitieren. So, wie das viele Unternehmer*innen seit Jahrzehnten bereits tun. Und ebenso könnte ich natürlich auch mit dem Thema Rente verfahren: einfach raus aus dem System, privat absichern, mehr davon haben.

    Dass ich das bewusst nicht tue, hat einen Grund: Denn aus meiner Sicht ist der Ausstieg aus den staatlichen Versicherungssystemen in Sachen Gesundheit und Altersvorsorge auch gleichbedeutend mit einer Absage an die Solidarität aller mit allen in unserer Gesellschaft. Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass wir alle insgesamt profitieren würden, wenn wirklich jede*r nach seinen / ihren Möglichkeiten in den solidarischen Systemen verbleiben würde und dort entsprechend seines / ihres Einkommens einen angemessenen Beitrag beisteuert. Dass das aktuell nicht nur nicht vorgeschrieben ist, sondern auch noch durch ein eher schlecht gestaltetes und verwaltetes System dafür sorgt, dass Leistungen sinken, während die Kosten steigen, das kann man der grundsätzlichen Idee dahinter nicht anlasten.

    Es ist zweifellos an der Zeit, sowohl die Krankenkassen als auch die Rentenversicherung genau unter die Lupe zu nehmen, um diese Systeme effizienter und vor allem klüger auszugestalten. Andererseits muss man auch die Frage in den Raum stellen, welchem Raubtier-kapitalistisch angefressenen Geist der Gedanke entsprungen ist, dass zum Beispiel ein Klinikum Gewinn abwerfen darf, ja es sogar MUSS: Die bestmögliche Gesundheitsversorgung aller ist eines der zentralen Elemente einer solidarisch agierenden Gesellschaft, genauso wie die angemessene Versorgung all jener, die – aus welchen Gründen auch immer – aus dem Erwerbssystem herausfallen. Wer auch nur im Ansatz verstanden hat, wie eine sozial orientierte Zivilgesellschaft funktionieren sollte, kann die Abschaffung dieser Solidaritätsgrundsätze eigentlich nicht einmal in Erwägung ziehen.

    Aus diesem aktuell wirklich nicht gut funktionierenden System auszusteigen, ist also durchaus verlockend. Aber es ist auch ein falsches Signal. Nur weil ich etwas darf, muss das nicht bedeuten, dass es auch im Sinne aller und richtig ist. Deshalb bleibe ich weiter in der gesetzlichen Krankenversicherung und bleibe weiterhin rentenversichert, weil ich die Alternativen unter solidarischen Aspekten gesehen schlecht finde.

    Grundsätzlich würde ich mir wünschen, dass wir als Gesellschaft alle etwas öfter darüber nachdenken würden, ob wir etwas abseits unseres eigenen Vorteils für alle beisteuern können. Und es dann auch tun. Stop talking.

    Foto von Markus Spiske / https://www.pexels.com/de-de/@markusspiske/

  • Die Theorie des Vorangehens.

    Die Theorie des Vorangehens.

    Kennen Sie das auch? Man entwickelt eine spannende Idee, Dinge zum Besseren zu verändern, und unter den 100 darauf Angesprochenen gibt es folgende Reaktionen:

    • 62 haben davon schon mal gehört, aber gerade keine Zeit, sich damit zu befassen.
    • 20 glauben nicht, dass das funktionieren wird, haben sich aber noch nicht intensiv damit befasst.
    • 10 haben nicht zugehört und „melden sich dazu später nochmal“.
    • 8 setzen sich damit auseinander und sind tatsächlich aktiv an Bord.

    Von den 92, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht mit an Bord sind, beschweren sich übrigens rund 60 fast täglich, dass keiner etwas tut, damit „es“ besser wird …

    Hand aufs Herz: Wir alle sind gern mal in der Gruppe der 60 Meckerer, die selbst aber trotzdem den Hintern nicht hochbekommen, auch wenn jemand über Chancen mit uns sprechen will. Zukunft zu gestalten bedeutet auch, sich selbst motivieren zu können, den Dingen eine Chance zu geben und sich mit ihnen zumindest vorurteilsfrei zu befassen. Der Spruch „Wer nicht will, findet Gründe – wer will, findet Wege“ ist so weit nicht hergeholt: Ausreden finden sich immer, weshalb man selbst nicht aktiv werden muss.

    Nun gibt es unterschiedliche Wege, auf diese eher mäßige Bilanz (siehe Liste oben) zu reagieren. Und der erstgenannte Weg verblüfft mich immer wieder: Denn es scheint ein adäquates Verhalten geworden zu sein, Ideen mit wenig Resonanz dann einfach sterben zu lassen – zu wenig Begeisterung in der breiten Masse wird gleichbedeutend mit „keine Chance auf Erfolg“ betrachtet.

    Ist es aber wirklich klug, Chancen immer von der Zustimmung und der aktiven Mitwirkung Anderer abhängig zu machen? Oder ist es nicht viel sinnvoller, sich mit der kleinen, aber interessierten und aktiven Gruppe auf den Weg zu machen?

    Ich bin der Ansicht, dass Konzepte sich an anderen Kriterien messen müssen als am initialen Beifall der breiten Mehrheit: Es gibt kaum eine Idee, die auf Anhieb von allen verstanden oder gar adaptiert und umgesetzt wurde. Ich bin überzeugt davon, dass stimmige, gut durchdachte Konzepte nicht auf Eis gelegt werden sollten, nur weil es der Mehrheit an Vorstellungskraft fehlt. Lieber sollte man mit einer interessierten, kleinen Gruppe versuchen, aus diesen Konzepten Realität werden zu lassen.

    Oder anders ausgedrückt: Gehen Sie voran. Denn Innovation bedeutet nicht, dass der Durchschnitt sofort den Sinn darin erkennt – den „proof of concept“ muss man oft erst in der Praxis vorleben, als funktionierendes Beispiel vorführen, bevor sich der „Aha-Effekt“ einstellt. Der sich dann meistens einstellende Nachahmungseffekt wird schon dafür sorgen, dass aus den oben erwähnten acht Pionier*innen viele Mitwirkende werden.

    Der Vorteil, den diese Vorreiter*innen jedoch immer haben werden, ist nicht nur, dass sie früher als andere von Innovation profitieren: Sie werden auch schon auf die nächsten Ideen einsteigen, die ihren Vorsprung noch vergrößern werden, bevor die Nachzügler überhaupt verstanden haben, weshalb ein Konzept, das sie vorher abgelehnt haben, doch ganz gut funktioniert.

    Mein Appell an alle Macher*innen lautet deshalb: Wartet nicht lang auf breite Zustimmung – schließt Euch mit all jenen zusammen, die Eure Vision verstehen und bereit sind, sich einzubringen, und macht einfach. Auf die anderen zu warten bedeutet nicht nur den eigenen Stillstand zu erzwingen: Es heißt auch, die Zukunftschancen aller zu schmälern.

    Foto: Eva Bronzini @pexels

  • Schauen Sie mal.

    Schauen Sie mal.

    Meinen schon mehrfach erwähnten Impuls-Vortrag zum Thema Arbeitgebermarke können Sie sich nun auch als Video anschauen: Hier gibt’s eine Einführung ins Thema und vielleicht den einen oder anderen Impuls für Sie – viel Spaß!

  • Topthema Employer Branding!

    Topthema Employer Branding!

    Okay, Zeit um ein bisschen anzugeben: Ich hatte vor gut einer Woche die Freude, an einem Informationstag des Gewerbeverbands Oberzentrum e. V. (GVO) – das Praxisforum Personal zum Thema „Fachkräftemangel (k)ein Problem? – als Speaker teilzunehmen – mein Thema: Employer Branding. Passt ja ganz gut zu meinem Spektrum, zumal man Marke und Employer Branding niemals getrennt betrachten sollte. Und da mir das Thema generell durchaus liegt und ich einen Mörderspaß damit habe, kam das, was ich da erzählt habe, wohl auch ganz gut an: Laut anonymem Feedback der rund 80 Teilnehmer*innen schaffte es das Thema nicht nur auf Platz 1 der Beliebtheitsskala, sondern ich kam auch noch auf den 3. Platz unter den Speakern des Tages – als Opener nicht übel, zumal ich gegen die zwei Damen, die vor mir liegen, gerne verliere: Die hatten schließlich was Substantielles zu erzählen.

    Sie interessieren sich auch für das Thema Employer Branding und wollen dazu mehr erfahren? Dann kann ich Ihnen aus vollem Herzen nur das Vertiefungsprogramm empfehlen, das im Herbst von Kooperationspartner biema zu den Themen des so erfolgreichen Praxisforums Personal angeboten wird: Da wird es nämlich am Donnerstag, 29.9., ein Seminar zum Thema Employer Branding geben, und wenn ich nicht ganz falsch liege, können Sie mich da sogar den ganzen Tag zum Thema erleben. Und das meine ich gar nicht als Drohung. Nähere Infos dazu gibt es hier.

  • Warum das Metaverse nicht disruptiv wird

    Warum das Metaverse nicht disruptiv wird

    Nachdem ich nun vermutlich der Letzte bin, der in der Kommunikationsbranche seine Prognose zum Metaverse abgibt, habe ich mir den Luxus erlaubt und gleich auch noch das Buzzword „disruptiv“ eingebaut. Was ja per se schon wieder auf eine Runde „Business Bullshit Bingo“ schließen lässt. Ich will aber sehr handfest darlegen, warum ich glaube, dass das Metaverse keineswegs zu einem so radikalen Umbruch im Netz führen dürfte, wie uns das aktuell viele Stakeholder glauben machen wollen. Der Grund ist ganz einfach: Es nimmt zu viel Bewegungs- und Aufmerksamkeitsfreiheit.

    Schauen wir doch erst einmal auf die aktuellen Nutzerstatistiken für das Internet: So weist Statista* aus, dass 91 % der Menschen in Deutschland voriges Jahr online waren – und 82 % der Deutschen taten das mit einem mobilen Endgerät. Nicht ausschließlich, aber eben zumindest häufig. Was haben diese Menschen denn so gemacht, als sie mit Smartphone oder Tablet mobil im Internet gesurft sind? Was tun SIE denn noch so, wenn Sie mit einem Smartphone online gehen? Genau: Sie sitzen im Café, im Wartezimmer beim Arzt, im Bus oder Zug, auf dem Klo, haben gerade Pause in der Schule oder, oder, oder …

    So verschieden die vorgenannten und viele weitere Situationen auch sein mögen, eines haben sie immer gemeinsam: Die Kontexte, in denen heute Internetnutzung stattfindet, sind fast immer solche, die nicht exklusiv nur für das Surfen im Web reserviert sind. Das Umschalten vom Internet zu anderen Formen der Kommunikation, der Interaktion mit Menschen oder mit der eigenen Umgebung ist entweder sehr leicht machbar oder noch nicht einmal nötig: Man kann problemlos essen, während man nebenbei die Timeline im eigenen Social Media Account studiert oder einen Artikel liest, einen Podcast hört oder ein virales Video anschaut.

    Machen Sie das doch mal mit einer Datenbrille: Das Metaverse setzt voraus, dass man sich mit einem mehr oder weniger monströsen Gerät vor den Augen einzig und alleine ihm widmet. Und genau hierfür fehlt mir der Glaube: Während die Nutzung des Internets aktuell noch jede Menge anderer, paralleler Tätigkeiten zulässt, wäre das Metaverse als „disruptiver“ Ersatz für Social Media & Co. eine Sache, die völlig anderes Verhalten voraussetzen würde. Abgesehen von zahllosen Belegen dafür, dass die sinnvolle Orientierung im realen Raum mit einer Metaverse-Brille vor den Augen so gut wie unmöglich ist, gehen so angenehme Nebenbeschäftigungen wie Essen, Fernsehen oder rechtzeitig aus dem Bus aussteigen, weil die Zielhaltestelle erreicht ist, nicht mehr.

    Natürlich bedeutet das nicht, dass virtuelle Realität oder die Augmented Reality nicht ihre Berechtigung hätten: Zu Schulungs- und Trainingszwecken, bei der Anleitung zu Arbeiten in Echtzeit und in vielen weiteren Fällen ist das eine tolle Sache. Aber ein Ersatz für das, was heute die Mehrzahl der Anwendungsfälle im Alltag ausmacht, wird das Metaverse meines Erachtens nicht werden. Dafür steht es sich selbst durch seine Kernanforderung im Weg, dass man sich ausschließlich nur mit ihm befasst.

    Foto von Eugene Capon von Pexels

    *https://de.statista.com/statistik/daten/studie/13077/umfrage/internetnutzung-in-deutschland-im-jahr-2009/

  • Fuck the Phrasenkanone

    Fuck the Phrasenkanone

    Long time no read: Hier herrschte geraume Zeit Stille. Nicht aus Absicht, sondern weil es nicht wirklich viel zu berichten gab.

    Das ist übrigens auch ein Grundsatz, den ich meinen Kund*innen gerne mal ans Herz lege: Wenn es nichts zu erzählen gibt, dann erzähle auch nichts. Denn was geschieht, wenn man die Phrasenkanone (im Bild: ein älteres Modell) aufbaut und damit leere Worthülsen in die Gegend ballert? Genau: Zunächst schaut der/die Leser*in verduzt, dann schaut er/sie dauerhaft weg und nimmt gar nicht mehr wahr, wenn es mal wirklich etwas Substanzielleres zu lesen gäbe.


    Also: Lieber mal nix sagen. Dann hört man auch gerne wieder zu, wenn es was zu sagen gibt. Versprochen.

  • Sprache braucht Polarität. Nicht nur Zuckerguss.

    Sprache braucht Polarität. Nicht nur Zuckerguss.

    Was ist eine Batterie ohne Minuspol? Genau: keine Batterie. Kein Energieträger. Die Polaritäten sind bei Batterien ebenso essenziell für die Funktion wie in der Sprache. Womit wir zum Thema kommen: Mir geht das unbedingte Vermeiden negativer Begriffe und Ausdrücke auf die Nerven. Was dabei in der Regel nämlich herauskommt ist verbaler Zuckerguss. Der soll vordergründig für gute Stimmung sorgen, ist in letzter Konsequenz aber eher dazu gedacht, Realitäten zu verschleiern oder bittere Medizin leichter schluckbar zu machen. Schon Paul Simon hat das ironisch in seinem Song „50 ways to leave your lover“ aufgegriffen: „I’d like to help you in your struggle to be free“ – jemandem als Begründung fürs Verlassen zu sagen „Ich möchte Dich mit meinem Tun in Deinem Streben nach Freiheit unterstützen“, das ist schon wirklich zynisch.
    Die Wahrnehmung der Realität kommt nicht ohne eine jeweils individuelle Bewertung aus – die Wirklichkeit ist immer subjektiv in der Wahrnehmung des Einzelnen. Wer nicht entlassen, sondern „freigesetzt“ wird, kommt sich von solch einem Ausdruck zusätzlich verschaukelt vor. Das fördert nicht unbedingt die fröhliche Stimmung beim Entlassenen, sondern verschlechtert sie zusätzlich – und das meines Erachtens völlig zu Recht. Denn dadurch fühlt man sich als frisch arbeitslos Gewordene*r nicht ernst genommen mit der eigenen Wahrnehmung der Dinge.

    Wer versucht, diese individuelle, subjektive Bewertung durch scheinheilige Sprache zu verbrämen, wird damit auf Dauer nicht durchkommen. Eine auf Gedeih und Verderb positiv getrimmte Sprache ist nicht wirksam, weil sie schnell falsche Inhalte suggeriert, und das fördert eher Misstrauen gegen ihre Botschaft.

    Natürlich soll dies nun kein Fanal gegen die positive Sprache sein: Da, wo es Erfreuliches zu erzählen gibt, darf auch der Ton dazu passen. Und gerade dann, wenn es mal nicht ganz so schön zugeht, man aber eine Lösung für ein Problem an der Hand hat, ist es doch eigentlich Unfug, dieses Problem positivistisch kleinzureden: Ein eben gekaufter Gebrauchtwagen, der Öl verliert, „schwitzt nicht etwas“, sondern ist eine Sauerei, die in der Regel auf schlechte Wartung und / oder defekte Teile zurückzuführen ist. Dieses Problem will man schon wegen der hässlichen Flecken unterm Auto möglichst zügig loswerden. Nichts anderes will doch der verantwortungsbewusste Autobesitzer: sein Problem „leckende Ölwanne“ endlich erledigt haben. Und keine beschönigenden Geschichten vom Gebrauchtwagenhändler hören, dass dies normal bzw. eine kleine technische Unschärfe sei.

    Wer Geld verlangt für die Lösung eines Problems, darf das auch deutlich sagen – und muss so klug sein, die Vorteile gegen den zu zahlenden Betrag aufzuzählen.
    Wer Zeit braucht und keine Sofortlösung zu bieten, dafür aber wirksame Methoden an der Hand hat, darf das ruhig sagen und erklären, warum Erfolg gelegentlich einfach Zeit benötigt.
    Schließlich währt ehrlich immer noch am längsten. Ehrlich, nicht Erich.

    Foto von Hilary Halliwell @Pexels

  • Ich kann auch Film mit Kampagne

    Ich kann auch Film mit Kampagne

    Man kann ja nicht immer nur schreiben: Ab und zu wollen die Leute auch was sehen. Was Bewegtes. Zum Beispiel das hier: Mit der „Sendung mit dem Haus“ wurde (in Kooperation mit der Gildner Werbeagentur und Ralf Graner Fotodesign) ein Format für die Wohnungsbaugesellschaft Villingen-Schwenningen mbH (kurz: wbg) geschaffen, das nun eine zweite Episode verpasst bekommen hat. Dieses Mal geht es vordergründig um das Thema „Modernisierung“ im unterhaltsamen „Sendung mit der Maus“-Stil. Genauer betrachtet ist das Video aber auch der Auftakt zu einer Informationskampagne der wbg, die in 2022 mehr und greifbarer über eigene Projekte und Gedanken zum Thema Klimawandel erzählen wird. Damit ist dieser Film nur ein erster Eindruck von vielfältigen Ansätzen. Also: Dran bleiben – das wird vielfältig und spannend!

    Hier gibt’s den Film auf YouTube zu sehen – viel Spaß!