Autor: Ralph Gravenstein

  • Wer ist schon Anke Engelke, oder: Wovon ich lebe.

    Wer ist schon Anke Engelke, oder: Wovon ich lebe.

    Dies ist eine Geschichte zur Frage der Relevanz. Wie Sie vielleicht auch finden werden, ist diese Frage eine von durchaus zentraler Bedeutung. Insbesondere, wenn es um Kommunikation geht. Was Sie wichtig finden, ist für andere vielleicht völlig uninteressant. Was Sie für selbstverständlich halten, ist für andere möglicherweise eine unbekannte Größe. Aber der Reihe nach:

    Neulich, auf dem Weg zu meinem Kunden und hinterm Steuer meines Autos, verkürzte ich mir die Zeit mit dem Hören eines Podcasts – tatsächlich war der keineswegs nach fachlichen Kriterien ausgewählt, sondern sollte einfach unterhalten. Kurt Krömers „Feelings“, die Folge mit Jungentertainerin Parshad Esmaeili sollte es sein*: Eine Medienpersönlichkeit, die mir ehrlich gesagt bis dato völlig unbekannt war. Moderator Krömer kannte die junge Frau hingegen und freute sich exzessiv über die Begegnung (das Konzept des Podcasts ist es, dass Krömer mit verbundenen Augen Gäste zugeführt bekommt und nach Ablegen der Augenbinde völlig unvorbereitet einen Talk mit ihnen führen muss).
    Im Laufe des jovialen Talks erzählte die 25-Jährige unter anderem auch davon, wie sie ihren Freunden vom bevorstehenden Podcast-Auftritt bei Kurt Krömer berichtet hatte und deren ratlose Fragen, wer das denn sei, mit dem Verweis auf die Amazon-Reihe „LOL“ beantwortete, wo Krömer ja zusammen mit Anke Engelke aufgetreten sei. „LOL? Anke Engelke? Wer ist denn Anke Engelke?“, so die weiterhin ratlosen Rückfragen der Altersgenoss*innen.

    Drei Jahrzehnte und eine andere Bubble

    In meiner Altersgruppe ist Anke Engelke für jede(n), der sich Zeit seines Lebens nicht gerade völlig dem Medienkonsum verweigert hat, eine fast zwangsläufig bekannte Person: jugendliche Moderatorin des Ferien-TV-Programms im ZDF, Sängerin in bisweilen eigenartigen Bands, Comedienne in Formaten wie z. B. RTL Samstagnacht (Ricky’s Popsofa), Ladykracher, diversen Auftritten mit Bastian Pastewka, Schauspielerin (schon die Serie „Das letzte Wort“ mit ihr als Trauerrednerin gesehen? Sehr empfehlenswert!) … Ich hör jetzt auf.
    Dass aber Menschen, die rund 30 Jahre jünger sind als ich, keinen blassen Schimmer mehr davon haben, wer diese feste Größe in meiner Wahrnehmungswelt wohl sein könnte, hat mich einmal mehr auf die Frage gebracht, wie das denn nun ist mit der Relevanz und der Wahrnehmung dessen, was wirklich wichtig ist in der eigenen Wirklichkeit – schließlich kannte ich wiederum Parshad Esmaeili nicht, was sich angesichts Kurt Krömers Reaktion auf die Begegnung mit ihr wohl eine meiner Wahrnehmungslücken sein dürfte.

    Relevanz – ein großes Wort, das so eindeutig in seiner Dimension klingt, es aber bei genauerer Betrachtung nicht ist: Weshalb sind denn in der eigenen Wahrnehmung Dinge wichtig, die anderen völlig egal sind? Die Antwort ist eigentlich simpel: Der eigene Kosmos, die eigene Bubble, das Setting aus eigenen Erfahrungen und Erlebnissen bestimmt, was relevant ist in meiner eigenen Welt. Schließlich trägt jede/-r die eigene Version des Universums mit sich herum: Jeder nimmt die Welt individuell wahr. Mein Rot ist nicht Dein Rot. Mein Streuselkuchen ist Deine Leberwurst.

    Dieser Umstand ist es, was das Thema Kommunikation vielen so schwierig erscheinen lässt: Denn in der eigenen Welt sind völlig andere Dinge wichtig als in der Welt meines Gegenübers. Der Zerspaner begeistert sich für Herstellungsprozesse – den Kunden interessiert am Ende aber lediglich das Produkt. Wie es entstanden ist, das ist völlig unerheblich – zur Not kann der Rundbolzen aus Titan auch durch Rundlutschen in den sanften Mündern Allgäuer Färsen entstanden sein. Solange nur die Qualität und der Preis stimmen.

    Perspektivwechsel als zentraler Jobinhalt

    Mein Job ist es, diese andere Perspektive zu erkennen und die richtige Botschaft daraus zu stricken – und nicht zuletzt auch die manchmal etwas knifflige Aufgabe, meinen Kunden zu vermitteln, warum ich mit einem Kampagnenansatz, einer Kommunikationsidee oder einer Ausrichtung eines Texts einen inhaltlich völlig anderen Weg einschlage als den, den sie sich eigentlich gedacht hatten. Der Perspektivwechsel ist eben manchmal eine schwierige Aufgabe, wenn man sich permanent in der eigenen Welt bewegt und sich dort naturgemäß gut auskennt.
    Dass ich mich gelegentlich auf Arbeitswegen auch mal mit Podcasts vergnüge, die auf den ersten Blick so gar nichts mit meiner Arbeit zu tun haben, hat am Ende genau diesen Hintergrund: raus aus der eigenen Bubble, sich mit etwas völlig anderem befassen, sich auf Fremdes einlassen, das erweitert eben doch den Horizont und weitet mittelbar den Blick für den eigenen Job.

    Sie selbst müssen das nicht unbedingt tun: Es ist nicht Ihre Aufgabe, sich mit Dingen zu befassen, die Sie auf den ersten Blick in Ihrer Wahrnehmungswelt nicht interessieren. Sie müssen sich nur darauf einlassen können, wenn es darum geht, über Ihre Kommunikation zu sprechen. Wenn Sie das zulassen, ist schon viel gewonnen.

    Foto: Martin Kraft, MJK 45312 Anke Engelke (Deutscher Filmpreis 2019), Fragezeichen hinzugefügt, CC BY-SA 4.0

    *Die Krömer-Feelings-Folge zum Nachhören auf Deezer (der Streamingdienst mit dem fairen Vergütungsmodell)

  • Warum ich von Awards wenig halte

    Warum ich von Awards wenig halte

    ACHTUNG, Dies ist ein MEINUNGSBEITRAG!

    Kennen Sie das? Plötzlich sind überall Auszeichnungen und Awards zu allem Möglichen zu sehen: „Arbeitgeber der Zukunft“, „TOP 100 Unternehmen“, „Deutscher Internet-Award“ oder ein sonstiger „Pupsi des Jahres“, immer schön dekoriert mit Fotos der Award-Überreichung mit einem Ex-Polit-Promi oder einem/einer Experte/-in, dem/der man eigentlich mehr Integrität zugetraut hätte.
    Ob Christian Wulff (Ex-Bundespräsident), Ranga Yogeshwar (TV-Wissenschaftler), Ex-Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries oder andere Mittelprominente: Man sieht allenthalben strahlende Gesichter auf der Seite der Ausgezeichneten und geschäftsmäßiges Lächeln auf der Seite der überreichenden Whatevers.

    Was sind solche Awards wert? Meines Erachtens so gut wie nichts: Denn Leistung wird nicht sichtbar durch irgendwelche Labels und Badges, die man sich in der Regel durch die Entrichtung einer „Gebühr“ in erklecklicher Höhe quasi erkaufen kann.
    Klar, man muss bei diesen „Auswahl- und Beurteilungsprozessen“ auch Fragen beantworten, die als Basis einer Analyse für die Preiswürdigkeit dienen. Wer sich aber nun vorstellt, dass vor der Preisvergabe in aufwendigen Befragungen Fakten ermittelt werden, weiß bekittelte Wissenschaftler*innen mit der Lupe im Anschlag durch die Geschäftsräume der Anwärter eilen und sich stirnrunzelnd geheimnisvolle Notizen machen, der irrt. So viel Aufwand wollen sich die Award-Verkäufer – …Verzeihung: Award-VERLEIHER – nicht machen. Da reicht meist schon das Ausfüllen eines Fragebogens (meist mit vielen Suggestivfragen und durchschaubarer Stoßrichtung, damit man ja nix Falsches ankreuzt). Glauben Sie mir, ich hab’s ausprobiert.

    Bitte nicht falsch verstehen: Ich stelle nicht in Abrede, dass so ausgezeichnete Unternehmen es in der Regel wirklich verdient hätten, ausgezeichnet zu werden. UND es gibt sicherlich auch den einen oder anderen Preis, der auf ganz anderer, nämlich auf sachlich fundierter und sinnvoller Vorauswahl basiert.
    Aber bei der Mehrzahl der gerade grassierenden Awards handelt es sich eben erkennbar NICHT um das Bemühen, gute Leistung sichtbar zu machen und das unabhängig zu kuratieren und zu vergeben: Sie sind gefühlt (aus meiner Sicht) nichts weiter als ein Geschäftsmodell, das Prominenten ein schönes Zubrot verschafft und im Übrigen den Organisationen hinter der Preisverleihung bei jedem Ausgezeichneten ein schönes Sümmchen in die Kassen spült.
    Wer sich eingehender mit den verleihenden Organisationen hinter der Mehrzahl dieser Awards befasst, wird auch schnell feststellen, dass man knöcheltief im PR- und Marketingsumpf steckt und sich fragt, wie das eigentlich so alles zusammenhängt und seine Berechtigung hat.
    Ich könnte jetzt natürlich mit Beispielen herumhantieren, wo ich schon überall intensiver hingesehen und mich ordentlich gegruselt habe – allein, mir fehlt die willige Rechtsschutzversicherung in der Hinterhand, um das alles mal etwas kleinteiliger zu betrachten. Aber das können Sie sicher auch selbst: Schauen Sie sich doch einfach beispielhaft mal die Konstrukte an, die zum Beispiel das „Deutsche Innovationsinstitut für Digitalisierung und Nachhaltigkeit“ so aufweist.

    Kleiner Exkurs: Was für ein genialer Name für ein Unternehmen, das eigentlich nichts produziert – da steckt doch wirklich alles drin, was gut und teuer ist, und es ist für jeden was dabei. Mit einer Hochschule hat das Institut allerdings nix zu tun. Nur mit einer PR-Agentur. Naja.

    Wenn Sie mich fragen, sollten Sie sich das Geld lieber sparen: Denn im Rudel der Awards gehen Sie mit Ihrer Plakette so oder so ganz schnell unter – denn auch die anderen kriegen dieses Angebot und nutzen es. Bloß glaubt das auf Dauer keiner mehr. Oder empfinden Sie das 100. JobRad-Angebot, das elfundzwölfzigste Obstkorbfoto oder das Rudel hochgereckter Daumen als Alleinstellungsmerkmal oder Besonderheit?

    Der Weg zur Spitze ist einer ohne Abkürzungen. Und die Spitze erreicht man nicht mit ein paar Fotos mit Polit-Ex-Promis, sondern nur durch dauerhaft gute Leistung. Dass Sie das können, das steht außer Frage: Die vermeintliche Abkürzung nach oben durch ein beliebiges Label ist allerdings eher eine Sackgasse, wenn Sie mich fragen. Denn so ein Award kann Ihnen ganz schnell auch auf die Füße fallen, wenn er als das entlarvt ist, was er möglicherweise ist – ein ganz großer Schmuh.

    Wie man’s nachhaltiger und besser macht? Ganz einfach: Anstrengen, gut werden und bleiben und vor allem darüber stichhaltig erzählen. Das ist viel mühsamer, aber auch glaubhafter als jeder Award der Welt. Wenn sie dabei Hilfe brauchen, dann sprechen wir doch einfach mal darüber.

  • So wird Wandel im Unternehmen erst erfolgreich

    So wird Wandel im Unternehmen erst erfolgreich

    Haben Sie das auch schon erlebt, dass Ihre brillante Idee für mehr Effizienz, Produktivität und Ertrag im Unternehmen nicht so recht in Schwung kommt? Dass Veränderungen unfassbar zäh umgesetzt und Ansätze oft nur zur Hälfte verstanden wurden? Das Problem ist so alt wie die Idee von der Arbeitsteilung anstelle von „alles selbst machen“: Die beste Idee ist nur so gut wie die Art und Weise, wie sie in die Köpfe derer gelangt, die sie umsetzen sollen. Und in deren Herzen.

    Ich habe mich immer wieder gefragt, warum das eigentlich so ist, dass oft für Unternehmen überlebenswichtige Veränderungen und den Erfolg sichernde Maßnahmen so schwerfällig gelingen – oder sogar ganz scheitern. Der Schlüssel liegt dabei meistens nicht etwa in Mängeln der entwickelten Strategie, sondern in ihrer Umsetzung. Doch woran scheitert diese Realisierung denn eigentlich? Eine Studie des Instituts für angewandte Innovationsforschung an der Ruhr-Universität Bochum ergab beispielsweise, dass nur 5 % der Innovationsprojekte erfolgreich sind und ihre Ziele erreichen.

    Das Scheitern von Innovation im Unternehmen ist dabei eine vielschichtige Angelegenheit: Von der fehlenden Unterstützung im Management über die mangelnde Einbindung von Mitarbeitenden und der Furcht vor Veränderung bis zu fehlenden Ressourcen reicht die Palette dessen, was Wandel scheitern lässt.

    Lösungen für die Kern-Herausforderungen beim Wandel in Unternehmen sind jedoch verfügbar: Mit den richtigen Werkzeugen und Botschaften gelingen Innovation und Fortschritt deutlich besser.

    • Welche Möglichkeiten Sie nutzen können, um Wandel erfolgreicher zu machen,
    • welche 7 Kommunikationsaufgaben Sie dabei weiterbringen und
    • welche 5 Stellschrauben in Sachen Qualifikation Ihnen weiterhelfen werden,

    all das erfahren Sie in meinem kostenlosen Paper „Erfolg durch Begleitung bei Wandel und Innovation“. Hier herunterladen!

  • Vom Unsinn des Personaler-Marketing-Sprechs

    Vom Unsinn des Personaler-Marketing-Sprechs

    Wenn man sich mit Employer Branding – also dem Schaffen einer Arbeitgebermarke – beschäftigt, bekommt man es ganz schnell auch mit den praktischen Auswirkungen in den Details zu tun. Zum Beispiel mit Formulierungen in Stellenausschreibungen, bei denen man sich dann doch fragt, wer das eigentlich verstehen und wozu das gut sein soll. Meine Theorie dazu: Manchmal formuliert das kein*e Personaler*in, sondern irgendein entfesselter Marketingmensch, dem es erst mal egal ist, ob verstanden wird, was man sich eigentlich wünscht – Hauptsache es knallt. Beispiele gefällig? Bitte sehr (alles selbst gefunden in diversen Ausschreibungen):

    • „Verlässliche Selbststarter-Attitüde“ – was ist verkehrt am Begriff „Eigeninitiative“?
    • „Hands-on-Mentalität“ – warum nicht beschreiben, was man meint, nämlich „Sie packen gerne Dinge an, statt abzuwarten“?
    • „Unconscious-Bias-Trainings“ – Hand hoch, wer’s kennt. Gemeint sind eigentlich Workshops, in denen unbewusst vorhandene Vorurteile erkennbar gemacht werden. Warum nicht schreiben „Wir halten Sensibilität gegenüber Vorurteilen für wichtig und bieten deshalb Schulungen an, um diese besser zu erkennen und zu vermeiden“?

    Leude … echt jetzt? Was soll das nützen? Personalsuche ist nichts anderes als Marketing für das Produkt „Arbeitsplatz“, das Ihr anzubieten habt. Und die Zeiten, in denen es für jede noch so miese Stellenanzeige Bewerbungen hagelte, die sind definitiv vorbei. Da ist jede eingezogene Hürde zu viel, die verhindert, dass man sich mit Euch näher beschäftigen will (über das Thema Fachkräftemangel und Bewerbermarkt gibt es inzwischen genug Abhandlungen, das setze ich als bekannt voraus).

    Mein Rat hierzu ist ganz einfach: Bleibt verständlich und vermeidet solches Geschwurbel – wenn Ihr meint, anhand solchen Personaler-Marketing-Sprechs vorab aussieben zu müssen, wird es sonst sehr einsam um Euch und Eure Stellenausschreibungen werden. Überhaupt wäre es manchmal gut, wenn Stellenbeschreibungen und die zugehörigen Anforderungen noch einmal angeschaut würden, ob sie wirklich noch in die Zeit bzw. auf die eigentlich zu besetzende Position passen. Gute Praktiker*innen sind oft die bessere Wahl als frisch ausstudierte Nachwuchskräfte ohne jegliche Erfahrung. Es muss nicht immer der Bachelor oder Master sein. Die darf man sich sicher auch wünschen, aber ermutigt auch explizit andere, sich zu bewerben.

  • Gestatten: Frollein, Büro-Koboldin

    Gestatten: Frollein, Büro-Koboldin

    Wenn ich hier in meinem Office vor mich hinwerkle, dann geschieht das keineswegs alleine und vom Leben isoliert, wie man sich das vielleicht bei einem Soloselbstständigen wie mir vorstellen würde: Vielmehr gibt es hier gleich mehrere Katzen, die jedoch insgesamt eigentlich nicht wirklich arbeitsseitig relevant wären. Bis auf eine. Frollein.

    Frollein gibt eigentlich nur vor, eine Katze zu sein, in Wahrheit ist sie eine Koboldin. Das merkt man an unterschiedlichsten Merkmalen:

    • Sie spricht einen sehr seltsamen Katzendialekt, den auch ihre felinen Genoss*innen hier eher schlecht verstehen. Deshalb gibt es oft mal Missverständnisse und Ärger. Und auch mal eine blutige Nase. Wie das eben so zugeht unter Gelichter und Seeleuten auf Landgang.
    • Frollein hat ein gesteigertes Bedürfnis entwickelt, mich vom Arbeiten abzuhalten. Während alle anderen Katzen sich weitgehend selbst beschäftigen (= Katzenklappe in die freie Natur, Schlafen, Sonnen, Klettern, Spielen), ist Frollein stets mit dabei, wenn ich etwas tue oder es zumindest versuche. Wer mit mir schon mal eine Videokonferenz hatte, weiß was ich meine. WENN jemand durchs Bild laufen zur Meisterschaft perfektioniert hat, dann Frollein.
    • Sie hat einen bunten Strauß an Special Effects, den sie gerne immer mal wieder zur Unzeit auspackt. Zum Beispiel pflegt sie intensive Niesanfälle zu bekommen, hat sich eine Autoimmunerkrankung bei gleichzeitiger intensiver Abneigung gegen eine geregelte Medikamenteneinnahme zugelegt, weshalb wir alle 4 Wochen zum Tierarzt fahren müssen, Spritze geben lassen. Findet sie auch ziemlich doof. Wenn Ihr schlecht wird und da was raus muss, sucht sie übrigens – wie alle Katzen dieser Welt – nicht etwa gefliesten Boden oder Laminat auf, sondern einen Teppich. IMMER.
    Versandfertige Katze mit Niesanfall
    Fast versandfertige Katze mit Niesanfall

    Natürlich reicht das als Qualifikation für die offizielle Büro-Koboldin aber noch nicht aus. Deshalb pflegt sie auch gern weitere Schrullen, wie zum Beispiel Stifte verstecken, auf Schreibblöcken liegen und giftig reagieren, wenn man sie runterheben will, weil man etwas aufschreiben muss, prinzipiell gegen geschlossene Türen protestieren, indem sie daran kratzt, Einlass durch das Fenster begehren, obwohl 2 Meter weiter rechts die Katzenklappe wäre, sich prinzipiell durch angedeutetes Scharren und vergraben wollen über das servierte Futter beschweren und es dann 20 Sekunden später doch hinunterschlingen, einen grundsätzlich nicht alleine aufs Klo gehen lassen … Die Liste lässt sich fast beliebig fortsetzen.

    Lange Rede, kurzer Sinn: So mancher Arbeitstag hier gelingt auch OHNE menschliche Kolleg*innen nicht immer so wie geplant. Und das ist auch gut so. Wie sonst sollte beflügelnder Stress entstehen und Resilienz geübt werden … 😉

  • Wenn der Rubel weiter rollt: So schadet man sich selbst

    Wenn der Rubel weiter rollt: So schadet man sich selbst

    Was kostet es, aktuell weiterhin mit Russland im Geschäft zu bleiben? Meiner Ansicht nach sehr viel. Zumal, wenn man von sich behauptet hat, das wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nicht mehr zu tun. Nur dumm, wenn das reale Verhalten nicht zu den eigenen Aussagen passt. Einen Kommunikations-Super-GAU erleben aus diesem Grund gerade etliche Unternehmen, die von unverdächtiger Seite beim Lügen über ihre Russlandgeschäfte erwischt wurden: Prof. Jeffrey Sonnenfeld, Ökonom an der renommierten Yale School of Management, nennt in einem Interview der Wirtschaftswoche nicht nur die schwarzen Schafe aus seiner Russland-Liste beim Namen, sondern bezeichnet sie – wie ich finde durchaus zu Recht – als „einfach gierig und feige“.

    Eines der namentlich als nach wie vor in Russland aktiven Unternehmen, das eigentlich seinen zumindest teilweisen Rückzug aus dem Land postuliert hat, ist Nestlé. Der schweizerische Multimilliarden-Konzern ist seit jeher eher selten durch ethisch korrektes Verhalten aufgefallen und deshalb auf Verbraucherseite schon länger immer wieder Shitstorms und Boykottaufrufen ausgesetzt. Insofern ist auch diese Runde der öffentlichen Schmähungen eine, die den Schweizern inzwischen nicht unbedingt beim Aufbau eines positiven Images helfen dürfte. Leider tut es dem Konzern aber offenbar noch nicht genug weh, was an nachhaltig schlechtem Image aus dieser und anderen Verhaltensweisen an ihm kleben bleibt.

    Andere könnten da eventuell sensibler reagieren auf das Interview, das Prof. Sonnenfeld mit klaren Worten zur Veröffentlichung autorisiert hat. Tatsächlich ist eher unverständlich, warum renommierte Unternehmen wie Claas (Landmaschinen), Heidenhain (u. a. CNC-Steuerungen für Werkzeugmaschinen) oder die Boutique-Kette New Yorker weiterhin in Russland Geschäfte machen. Wer so alles auf der Yale-„Liste der Schande“ steht, können Sie übrigens auch in einer übersichtlichen Liste mit Suchfiltern selbst ermitteln: https://som.yale.edu/story/2022/over-1000-companies-have-curtailed-operations-russia-some-remain

    Warum kümmert mich das als Kommunikationsberater? Nun, eigentlich ist das zu knapp eingegrenzt: Denn mich kümmert es auch als jemand, der zumindest rudimentär rechnen kann. Denn wenn man einmal grob überschlägt, welche Kosten ein solches Verhalten mit sich bringt, dann sollte selbst ein minderbemittelter Betriebswirtschaftler schnell zu dem Ergebnis kommen, dass man spätestens mittelfristig Verluste macht, wenn der Rubel weiter rollt:

    • Der Verlust an Glaubwürdigkeit im Markt schadet massiv. Und es erfordert nicht nur einen langen Atem, sondern auch viel Geld in Sachen Marketing, um ein tragfähiges Bild im Markt von sich zu generieren, das wieder positive Entwicklungen von Geschäftszahlen zulässt.
    • In Zeiten des Fachkräftemangels können sich gerade die Mitarbeitenden in Schlüsselpositionen oder potenzielle Bewerbende sich dagegen entscheiden, einen Posten bei einem der Gier-getriebenen „Russlandversorger“ zu behalten oder sich gar um diesen zu bewerben. Das Risiko, gute Kräfte an ethisch verlässlichere Mitbewerber im Markt zu verlieren, wächst mit jedem Tag, an dem die offenkundig weniger Moral-getriebene Russlandverbindung bestehen bleibt. Denn auch Nestlé-Mitarbeitende haben mutmaßlich ein Gewissen.
    • Die Gewinne, die man in Russland aktuell möglicherweise noch einfährt, müssen auch gegen die potenziellen Verluste durch diese Verbindung in anderen Märkten gegengerechnet werden.

    Alles in allem kann man getrost davon ausgehen, dass sich das Russlandgeschäft nicht nur nicht wirklich in Summe lohnt, sondern sich mittelfristig auch rächen wird – in Form von schlechteren Umsätzen, von Imageschäden und wachsenden Personalproblemen. Die Aussage, dass man mit seinen Lieferungen ja nur der russischen Bevölkerung und nicht Putins Regime helfen wolle, ist fadenscheinig, wie Prof. Sonnenfeld im WiWo-Interview deutlich macht. Der Schaden wird also täglich größer, der durch den weiter rollenden Rubel auf Unternehmensseite entsteht. My 2 cents.

    Foto von Brett Jordan von Pexels: https://www.pexels.com/de-de/foto/holz-typografie-fotografie-verbindung-10815211/

  • Warum Künstliche Intelligenz mich nicht so schnell arbeitslos machen wird

    Warum Künstliche Intelligenz mich nicht so schnell arbeitslos machen wird

    Holy shit: ein Computer, der alleine Texten kann.Wir sind am Arsch. Naja, das ist zumindest die laienhafte Beschreibung dessen, was ChatGPT derzeit an Reaktionen auslöst, wenn man sich als Texter*in anschaut, was diese Künstliche Intelligenz des Herstellers OpenAI so leistet. Ganz gratis und fast problemlos verfügbar (derzeit sorgen zahllose Anfragen für gelegentlichen Server-Overload), arbeitet die Software auch auf Deutsch Texte aus, die man mit einer einfachen Texteingabe anfragen kann. Und die sind auf den ersten Blick gar nicht mal schlecht: Zwar holpert das Ganze gelegentlich etwas, doch sprachlich ist das weitgehend in Ordnung, nicht erkennbar einfach aus irgendeiner Quelle 1:1 übernommen und damit auch tauglich für den Einsatz im Web, als studentische Hausarbeit oder Aufsatz für die Schule. Und: Es ist scheinbar auch gut inhaltlich begründet und strukturiert. Scheinbar.

    Denn ChatGPT gibt sogar selbst zu, dass das, was da oft als Gewissheit formuliert wird, nicht immer gut fundiert ist. Denn der Künstlichen Intelligenz fehlt es oft an dem, was einen menschlichen Texter im Idealfall ausmacht: Das Einschätzen von Plausibilität fällt dann doch noch ziemlich schwer. Woran das liegt? Lassen wir das doch die KI einfach selbst beantworten:

    Wie fundiert sind Texte, die von ChatGPT erstellt wurden?

    Texte, die von ChatGPT erstellt wurden, sind so fundiert wie die Daten, die dem Modell zur Verfügung gestellt wurden. ChatGPT wurde mit einer großen Menge an Texten aus dem Internet trainiert und ist daher in der Lage, sehr natürliche und flüssige Texte zu erstellen, die in vielen Fällen lesbar und sinnvoll sind.

    Jedoch ist es wichtig zu beachten, dass das Modell lediglich die vorhandenen Muster im trainierten Datensatz reproduziert und es kann daher auch falsche oder irreführende Informationen produzieren, es ist daher wichtig die erstellten Texte zu überprüfen bevor sie verwendet werden. Es ist auch wichtig zu beachten, dass das Modell nicht über die Fähigkeit verfügt, selbstständig neue Informationen zu recherchieren, es kann also nicht als Ersatz für eine fundierte Recherche dienen.

    Frage von mir und die dazu von ChatGPT generierte Antwort vom 17.1.2023

    Von Grenzen, Fantasie und Intuition

    Mal abgesehen davon, dass es auch in der Zeichensetzung ab und zu noch ein wenig Luft nach oben gibt, so ist die Antwort doch bestechend ehrlich und differenziert. Und die Fähigkeit zur realistischen Selbstwahrnehmung geht noch weiter. Denn natürlich habe ich auch danach gefragt, ob ChatGPT mich nach aktuellem Stand ersetzen könnte:

    Kann ChatGPT die Arbeit eines menschlichen Werbetexters ersetzen?

    ChatGPT hat das Potenzial, in bestimmten Anwendungsbereichen der Werbung zu helfen, wie zum Beispiel bei der Erstellung von Texten für soziale Medien oder bei der Generierung von Slogans und Headlines. Es kann jedoch nicht die kreative und intuitive Arbeitsweise eines menschlichen Werbetexters ersetzen, der in der Lage ist, die Zielgruppe und die Botschaft einer Werbekampagne auf eine Weise zu verstehen und darzustellen, die von einem Algorithmus nicht erreicht werden kann.

    Frage von mir und die dazu von ChatGPT generierte Antwort vom 17.1.2023

    Intuition und Kreativität sind die Achillesferse der KI, wie sie selbst einräumt – Ideen zu haben, inspiriert zu sein, das ist die Fertigkeit, die den Maschinen nach wie vor abgeht, wenn es um Text geht. Was allerdings nicht nur auf Maschinen zutrifft, sondern auch auf Kolleg*innen in der Branche. Aber das Dissen lassen wir jetzt einfach mal …

    Allerdings sind selbst wenig inspirierte Texter*innen oft trotzdem noch besser als eine KI. Denn bisweilen mogeln sich dann doch Redundanzen und inhaltliche Wiederholungen in Texte, wie ich zum Beispiel bei einer KI-gestützten Recherche zum Thema „Software as a Service“ festgestellt habe:

    Bitte beschreibe die Vorteile einer Software-Miete zu einem festen Preis gegenüber einer Software-Miete, die sich aus einer prozentualen Beteiligung am Umsatz errechnet.

    Eine Software-Miete zu einem festen Preis hat im Vergleich zu einer Software-Miete, die sich aus einer prozentualen Beteiligung am Umsatz errechnet, mehrere Vorteile:

    1. Planbarkeit der Kosten: Eine feste Miete ermöglicht es Unternehmen, ihre IT-Kosten genau zu planen und Budgetprognosen zu erstellen, da sie wissen, welche Kosten für die Software anfallen werden.
    2. Kostenkontrolle: Unternehmen haben mehr Kontrolle über ihre IT-Kosten, da sie nicht von ihrem Umsatz abhängig sind.
    3. Vorhersehbarkeit: Eine feste Miete ermöglicht es Unternehmen, ihre IT-Kosten besser vorherzusehen und zu budgetieren, da sie nicht von den Schwankungen ihres Umsatzes beeinflusst werden.
    4. Unabhängigkeit von Geschäftsprozessen: Eine feste Miete entkoppelt die IT-Kosten von den Geschäftsprozessen des Unternehmens und ermöglicht es ihnen, ihre IT-Investitionen unabhängig von ihrem Umsatz zu planen.
    5. Kosteneffizienz: Eine feste Miete kann für Unternehmen kosteneffizienter sein, insbesondere wenn sie eine niedrigere Umsatzbeteiligung haben und somit weniger für die Software bezahlen würden.
    6. Risikominimierung: Eine feste Miete minimiert das Risiko für Unternehmen, da sie nicht von den Schwankungen ihres Umsatzes beeinflusst werden und somit sicherstellen können, dass sie ihre IT-Kosten immer pünktlich und in voller Höhe bezahlen können.

    Es ist wichtig zu beachten, dass jede Art von Miete ihre eigenen Vorteile und Nachteile hat und jede Art von Unternehmen je nach ihren spezifischen Anforderungen und Umständen die beste Wahl treffen muss.

    Frage von mir und die dazu von ChatGPT generierte Antwort, Anfang Januar 2023

    Der Trick sind die richtigen Fragen

    Was hat ein menschlicher Texter und Konzeptioner der KI konkret voraus? Mit Sicherheit die Intuition und Kreativität, die aktuell zumindest noch nicht künstlich generiert werden kann: Aber auch die Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen, zeichnen den Menschen aus. Ohne eine richtige Nachfrage nach den gewünschten Inhalten kann die KI keine Texte erzeugen, die wirklich die Sachverhalte beschreiben, die dargelegt werden müssen, um eine Botschaft zu transportieren.

    Aber auch die grundlegende Idee, welche Inhalte eigentlich zielführend sind, welcher Gesamtansatz trägt und was dafür an Text notwendig ist, wird nicht so schnell von Künstlicher Intelligenz geschaffen werden können. Uff.

    Was das für meine Kunden und mich bedeutet

    Kein Zweifel: Das Instrument existiert, und es funktioniert. Zeit für mich, meine Arbeitsweise anzupassen und auch auf KI zuzugreifen, um schneller und effizienter zu werden beim Texten. Das bedeutet in manchen Fällen sicherlich auch eine niedrigere Rechnung für meine Kunden: KI spart Recherche-Aufwand und hilft beim Vorformulieren, wird aber Texter-Arbeit nicht komplett ersetzen können.

    Und schon gar nicht die Konzeption: Basierend auf den richtigen Fragen zündende Ideen zu haben, gehört nach wie vor zu den zentralen Aufgaben, die mich die kommenden Jahre intensiv beschäftigen werden. Und ich tue nichts lieber als das.

    P.S.: Das Bild, das diesen Beitrag ziert, wurde von einer KI erstellt. Auch die visuelle Idee zu einer Kampagne haben, ist eins meiner Themen. KI kann dabei helfen, diese etwas mehr zu konkretisieren. Einen guten Grafiker ersetzt man damit aber noch lange nicht. Insofern können Sie gern auch selbst mal das hier versuchen: https://deepai.org.

  • Knietief in Spatzen-Häusern!

    Knietief in Spatzen-Häusern!

    Naja, um ehrlich zu sein: So hoch ist der Nistkastenpegel nun doch nicht. Aber heute kam bei mir die Lieferung aus dem Nabu-Shop an, mit der ich mein Weihnachtsversprechen an Kund*innen und Partner*innen einlösen werde: Sperlingen sowie dem Nabu helfen und Nistkästen verschenken!

    Rückblende: Wie so oft saß ich vor der Aufgabe, ein etwas anderes und idealerweise auch noch sinnvolles Weihnachtsgeschenk auszuloben, das mehr hergibt als ein Wegwerfartikel. Und wenn es denn schon Geld kostet, dann sollte es doch bitte sehr auch nachhaltig und dauerhaft gewinnbringend sein. Drunter mach ich’s bekanntlich nicht. Dass mir erst wenige Tage zuvor ein Beitrag auf „zeit.de“ über bedrohte Tierarten unter die Nase gekommen war, ließ es dann in meinem Oberstübchen arbeiten: Warum nicht aktiv einen Beitrag leisten und andere dabei einbeziehen?

    Die Aktion war schnell formuliert und per E-Mail versendet (Betreff: „Gutes zum Fest für Spatzen: Geben Sie mir Ihr Ja-Wort.“), und die Resonanz war erfreulich: Gut 20 Prozent der Angeschriebenen sagten spontan „Ja, ich will“ und erklärten sich damit dazu bereit, einen Nistkasten im eigenen Garten oder am Haus aufzuhängen. Nun ist die erste Bestellung vom Nabu-Shop endlich eingetroffen: Ein großer Schwung Spatzenvillen vom Typ „Oklahoma“ ist heute angekommen und wird in den kommenden Tagen an die neuen Besitzer*innen und damit Sperlingspat*innen verteilt.

    An dieser Stelle vielen herzlichen Dank an alle für die tolle Resonanz auf diese Aktion – hoffen wir, dass wir auf diese Weise gemeinsam einen Beitrag für die Vogelwelt leisten, der etwas zum Guten ändert. Und wenn es nur das Bewusstsein ist, dass wir auch mit kleinen Aktionen etwas im eigenen Umfeld verändern können.

  • Was mein süßer Hintern mit Kommunikation zu tun hat

    Was mein süßer Hintern mit Kommunikation zu tun hat

    Fangen wir mal mit dem Wesentlichen an: Das hier ist ein Angeber-Posting. Denn hier geht es nicht nur um den im Titel bereits erwähnten Hintern. Es geht auch darum, dass ich auf subtile Art darauf hinweise, dass ich regelmäßig Spocht treibe, um meinen Körper, mithin auch meinen Geist in Form zu halten. Mens sana in corpore sano (<– noch ein Angeberelement: Ich kann Latein. Zumindest das, was ich noch aus „Asterix“ draufhabe). Aber es gibt tatsächlich auch was zu lernen! Also seid gespannt!

    Okay, jetzt geht’s tatsächlich los: Gestern war ich kurz nach Sonnenaufgang zum Laufen – meine Hausstrecke, im Wald, 6 Kilometer. Das macht die Birne frei. Auf dem Weg begegnete ich einer Dame mit großem schwarzem Hund. Der Hund (unangeleint) saß neben ihr auf dem Weg, wie er schon geraume Zeit seit meinem Auftauchen am Horizont geheißen wurde („Sitz. Sitz. Sitz. Sitz“ … – so etwa alle zwei Sekunden wiederholte Frauchen das Kommando, das der Hund ohnehin bereits befolgt hatte und saß, saß, saß.). Als ich dann nach kurzem Gruß das Duo passiert hatte und ich federnden Schritts etwa 30 Meter entfernt war, hörte ich plötzlich hinter mir lauthalses Schreien („Kommst Du her!“) sowie hochfrequentes Pfeifen aus der Dogwhistle. Der Hund, der eben noch saß-saß-saß, hatte offenbar keine Lust mehr auf Sitzen und wollte mir lieber in meinen süßen, spochtlich wohlgeformten Hintern beißen, weshalb er mir – inzwischen vernehmlich knurrend – nachsetzte.

    Ich lief erst einmal unbeeindruckt weiter, merkte aber auch, dass das aufgeregte Rufen und Pfeifen des Frauchens den Hund null interessierte und der immer näher kam. Als ich schon fast den heißen Atem des grollenden Hunds am Hintern spürte, stoppte ich dann doch, drehte mich zum heranstiebenden Unhold um, machte mich groß und brüllte ihn an, was der Scheiß eigentlich solle. Was der Hund erschreckend fand und lieber dann doch zum nach wie vor im Hintergrund hektisch pfeifenden und rufenden Frauchen zurückkehrte.

    Nachdem das zwischen mir und dem Hund also besprochen war, setzte ich meinen Frühspocht fort und dachte unterwegs über das eine oder andere Detail und die daraus extrahierbaren Erkenntnisse nach. Und das sind diese:

    1. Es ist keine gute Idee, einem Hund ein Kommando zu wiederholen, das er bereits befolgt hat. Schlauer wäre es vermutlich gewesen, den Hund für das Ausführen des Befehls „Sitz!“ zu belohnen, ihn also positiv zu bestärken in dem, was er da gerade so gut macht. Stattdessen wurde Frustration erzeugt, weil offenbar gar nicht bemerkt wurde, dass Hund das richtig gemacht hat.
    2. Gerade wenn es darum geht, Verhalten zu verändern, ist das Wiederholen einer Anweisung eher kontraproduktiv: Sagen Sie mal ganz schnell hintereinander über eine Minute hinweg das Wort „Eierkuchen“. Oder „“Friedensvertrag“. Oder was immer Sie wollen. Sie werden merken, wie aus dem Inhalt des Worts nur noch leerer Brei wird, der keinerlei Bedeutung mehr zu haben scheint. Dosis und Timing sind wichtig, wenn man wirklich gehört werden möchte.
    3. Dass der Hund (mutmaßlich ein Weibchen) so auf meinen Hintern abgefahren ist und sich zeitgleich wenig zugänglich für rationale Appelle („Kommst Du her!“) gezeigt hat, lässt den Schluss zu, dass Reize – je nach Situation und Rezipient – höchst unterschiedlich funktionieren: Für den Hund war seine animalische Seite in der Situation deutlich wichtiger als das abhängige Beschäftigungsverhältnis, in dem er sich mutmaßlich befindet (Frolic als Löhnung für familienhundgerechtes Verhalten als Arbeitsleistung). So gab es für ihn keinen Anreiz, der „Sitz!“-Aufforderung zu folgen, die durch ständiges Wiederholen ohne positive Verstärkung sinnentleert auf ihn einschallte. Stattdessen winkte ein süßer Po an einem Jogger, den man als Hund eben zu gerne jagen und beißen würde. Also los. Der animalische Trieb siegte hier eindeutig über die ohnehin eher schwache Ratio. Dass der Jogger (also ich) allerdings aggressiv und bedrohlich reagieren würde, fehlte auf der Rechnung des Hundes. Da schaltete plötzlich das Triebsystem wieder um auf „Okay, lass uns vernünftig sein und lieber dem folgen, was Frauchen da hinten ruft!“ und der Bissversuch wurde zackoflex abgebrochen.

    Was können wir unterm Strich aus dieser Episode lernen? Manchmal siegt der Instinkt, manchmal die Vernunft – je nachdem, welchem der beiden Anteile der/die Rezipient*in mehr Raum lässt und welcher der beiden Reize stärker ist. Wenn man Kommunikation unter diesen Gesichtspunkten betrachtet, landet man schnell bei einer recht einfachen These, die in der Praxis ganz gut funktioniert. Ich nenne das Konstrukt „bum or brain“ (also „Po oder Hirn“), was sich sehr hübsch „bob“ abkürzt. Die bob-Strategie besagt dies:

    Formuliere Deine Aussagen so, dass sie nicht nur Instinkt (= bum) oder Vernunft (= brain) ansprechen, sondern beiden Ebenen gerecht werden. Das gibt zuverlässig mehr Aufmerksamkeit und Wirkung, als wenn man nur auf eine der beiden Komponenten setzt.

    Probieren Sie’s ruhig mal aus. In dieser Geschichte hier (übrigens alles die reine Wahrheit!) hat die bob-Strategie funktioniert. Beweis: Sie haben bis hier gelesen.

    Zur Belohnung verrate ich Ihnen auch, wo man diese witzige Badematte (und noch viel mehr anderes schrilles Zeug mit Geschmack) beziehen kann: Das Produkt kann man bei Rockett St. George beziehen, einem britischen Onlineshop, der wirklich gut gemachten Firlefanz für Dekoration und Leben zu bieten hat. Hier der Link zum Produkt: https://www.rockettstgeorge.co.uk/peach-nice-bum-bath-mat.html

  • Warum Ihnen richtiges Gendern beim weiter Denken hilft.

    Warum Ihnen richtiges Gendern beim weiter Denken hilft.

    Ältere Leute wie ich leben ja gern vom Ruhm vergangener Tage. Zu meinen Lieblingssprüchen zählt zum Beispiel „Wir hatten ja nix“, und wenn ich den nutze, meine ich den durchaus selbstironisch: Denn das Herumposieren mit dem vermeintlichen Mangel, den man als Kind / junger Mensch erlitten hat, ist natürlich Bullshit. Das damalige Normal war es eben, mit drei TV-Programmen auszukommen, nur Telefone mit Schnur und Wählscheibe zu haben oder die Urlaubsreise im engen und heißen VW Käfer nach Italien anzutreten. Deal with it.

    Dass sich die Welt, in der wir leben, permanent verändert und weiterentwickelt (und in den vergangenen 75 Jahren hat sie das bei uns zweifellos durchgehend zum Besseren getan), das ist ein sehr stilles, oft unreflektiertes Glück. Dass Veränderung bisweilen aber auch auf Widerstände stößt, sich die Zeitläufte hingegen einen Dreck um die vermeintlich Konservativen, im Grunde jedoch Rückständigen schert, ist ebenfalls ein Fakt.

    „Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt ’schnellere Pferde‘.“

    Henry Ford, Automobilhersteller

    Dass wir das momentan beim Thema „Sprache“ erleben, ist kein Wunder: Jeder spricht jeden Tag (ob das, was dabei herauskommt, richtig oder gar sinnvoll ist, davon reden wir nun besser nicht). Also sind automatisch alle auch Experten auf diesem Gebiet. Und Expertinnen. Ja, da ist es, das böse „Gendern“.

    Warum eigentlich gibt es so viel Widerstand gegen die grundlegende Idee, die deutsche Sprache so zu nutzen, dass sich explizit alle Geschlechter gemeint fühlen? Speziell im Kontext des Employer Branding finde ich es faszinierend, wie sich (angeblich händeringend) nach Personal fahndende Unternehmensabteilungen irritiert zeigen, wenn man sie fragt, warum sie eigentlich in ihren Stellenausschreibungen ohne Not 50 Prozent der potenziellen Zielgruppe Menschheit ausklammern? Warum zum Beispiel suchen Unternehmen nach einem Zerspanungsmechaniker (m/w/d) und nicht nach der Version Zerspanungsmechaniker/-in (m/w/d)?

    Jetzt kommt’s: Das generische Maskulinum, das reiche ja schließlich und sei gemeinhin anerkanntes sprachliches Mittel, das immer beide Geschlechter meine. Das wisse man doch. Dass wir hier gefährliches Terrain betreten, das kann man der aktuell an allen (auch an Stammtischen, Facebookforen und Querdenker-Demos) Fronten geführten Debatten zu dem Thema entnehmen. Geschenkt.

    Mir ist das am Ende aber wurscht. Ich vertrete die These, dass Sprache auch das Denken mitbestimmt. Wenn sich also manche Frauen damit wohlfühlen, dass sie allenfalls mitgedacht werden, dann ist das deren Problem. So weit reicht mein messianisches Bewusstsein nicht, um auch diese auf den Pfad des rechten Glaubens leiten zu wollen. Dass das generische Maskulinum eher im Volksmund als in der Psyche funktioniert, dazu gibt es inzwischen eine Vielzahl von eindrucksvollen Studien. Oder direkter gesagt: Das Ding bringt’s nicht. Mehr dazu u. a. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Generisches_Maskulinum#Verfehlung_der_kommunikativen_Absicht_und_Uneindeutigkeit

    Ich für meinen Teil finde, dass man nicht so fucking faul beim Reden bzw. Schreiben sein sollte. Nur weil es zusätzlichen Aufwand bedeutet, ein wenig exakter zu sein, ggf. anderslautende Emotionen als die eigenen mitzuberücksichtigen und auch sprachlich jene explizit zu erwähnen, die man erreichen möchte, ist doch ein wenig mehr an Aussage kein Fehler. Oder auf andere Art formuliert: Man sollte Sprache schon so benutzen, dass man sich als damit gemeinte Person auch ausdrücklich und tatsächlich gemeint fühlen kann. Wenn das durch schriftliche Lösungen wie die oben Gezeigte funktioniert, ist das ein ebenso sinnvoller Weg wie die explizite Erwähnung gemeinter Personengruppen.

    Auf jeder Vereinssitzung wird jede/-r politische Wasserträger/-in, der/die mutmaßlich zum weiteren laaaaangweiligen Fortgang des Abends nichts beitragen wird, namentlich begrüßt. Der Hinterbänkler aus dem Kreistag könnte ja mal die Hand für einen Bauantrag heben, den man selbst wichtig findet. Oder die Hinterbänklerin.

    Warum dann aber ausgerechnet da auf potenzielle Bewerberinnen (!) verzichten, wenn es darum geht, für den eigenen Laden Leute zu finden? Das geklammerte „m/w/d“ ist keineswegs Ersatz für eine klare Aussage, die man als Unternehmen trifft, wenn es um die Personalsuche geht: Das wurde in erster Linie eingeführt, um zu signalisieren, dass man auch Menschen willkommen heißt, die sich non-binär definieren – es ist also ein technischer Hinweis, kein Ersatz für eine Sprache, die wirklich geschlechtergerecht funktioniert.

    Wenn Sie also nach Personal suchen, dann hören Sie doch einfach mal auf, ohne Not einen großen Teil Ihrer potenziellen Zielgruppe nicht anzusprechen: Suchen Sie auch explizit nach (weiblichen) Bewerberinnen. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit vielleicht eher gering ist, dass Sie ausgerechnet in klassischen „Männerberufen“ welche finden werden.

    Warum sie das dann tun sollten? Ganz einfach: Sie erzählen mit diesem kleinen Sprachfitzel, den Sie bewusst an ihre Stellenbezeichnung dranpappen, eine große Geschichte über sich selbst als Arbeitgeber/-in: Denn wenn Sie nicht darauf warten, dass alle anderen es auch machen, sondern sich als ein Unternehmen präsentieren, dass sich bewusst mit dem Thema Gender befasst, signalisieren Sie zugleich, dass Sie an Fortschritt glauben. Auch im Kleinen.

    Das bedeutet nun nicht, dass Sie überall mit Binnen-„i“, Gendersternchen oder sonstigem, oft kritisiertem Handwerkszeug agieren sollen. Aber schreiben Sie eben auch mal beide Geschlechtsformen hin, denken Sie beim Verfassen von Texten über die Art nach, wie Sie wirklich alle Mitarbeitenden erreichen und stellen Sie am Ende auch bei sich selbst fest: Sprache formt tatsächlich auch das eigene Denken. Achten Sie mal darauf. Es funktioniert.

    Foto: Tim Mossholder @pexels.com