Kategorie: Meinung zur Szene

  • Timing ist alles

    Timing ist alles

    Gruselige Fehler gibt es im Marketing ja immer wieder: Ich sehe so gut wie jeden Tag Websites mit eklatanten Tippfehlern in Headlines, es findet sich so gut wie täglich jemand, der „den Puls der Zeit“ meint und trotzdem den „Zahn der Zeit“ bemüht, und und und … you name it. Das ist nicht gut für meinen Blutdruck, weil mir sowas fast schon körperliche Schmerzen bereitet.

    Schallend lachen musste ich allerdings heute (31.10.2024 = „Halloween“), als mich die fröhlich-bunte Newsletter-Botschaft eines in der Szene sehr bekannten Online-Druckdienstleisters erreichte, dessen Name hier nix zur Sache tut. Man will ja keinen Alarm machen. Der warb in seinem heutigen Newsletter für Druckprodukte rund um Halloween, also lustig-gruselige Postkarten, Sitzkissen, Flatterbänder und und und. Genau. Heute. Wo es definitiv zu spät dafür ist, DAS noch für die eigene Halloween-Belustigung der Kunden zu ordern und zu verschicken.

    Loide, wirklich: So ein Newsletter, der eigentlich überschrieben sein müsste mit „verdammt, wir haben’s verpennt, das rechtzeitig rauszusenden!“, schadet mehr als dass er nützt. Gutes Timing ist im Marketing echt wichtig. Dieser Newsletter ist deshalb ein Paradebeispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Gruselig.

  • Warum ich von Awards wenig halte

    Warum ich von Awards wenig halte

    ACHTUNG, Dies ist ein MEINUNGSBEITRAG!

    Kennen Sie das? Plötzlich sind überall Auszeichnungen und Awards zu allem Möglichen zu sehen: „Arbeitgeber der Zukunft“, „TOP 100 Unternehmen“, „Deutscher Internet-Award“ oder ein sonstiger „Pupsi des Jahres“, immer schön dekoriert mit Fotos der Award-Überreichung mit einem Ex-Polit-Promi oder einem/einer Experte/-in, dem/der man eigentlich mehr Integrität zugetraut hätte.
    Ob Christian Wulff (Ex-Bundespräsident), Ranga Yogeshwar (TV-Wissenschaftler), Ex-Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries oder andere Mittelprominente: Man sieht allenthalben strahlende Gesichter auf der Seite der Ausgezeichneten und geschäftsmäßiges Lächeln auf der Seite der überreichenden Whatevers.

    Was sind solche Awards wert? Meines Erachtens so gut wie nichts: Denn Leistung wird nicht sichtbar durch irgendwelche Labels und Badges, die man sich in der Regel durch die Entrichtung einer „Gebühr“ in erklecklicher Höhe quasi erkaufen kann.
    Klar, man muss bei diesen „Auswahl- und Beurteilungsprozessen“ auch Fragen beantworten, die als Basis einer Analyse für die Preiswürdigkeit dienen. Wer sich aber nun vorstellt, dass vor der Preisvergabe in aufwendigen Befragungen Fakten ermittelt werden, weiß bekittelte Wissenschaftler*innen mit der Lupe im Anschlag durch die Geschäftsräume der Anwärter eilen und sich stirnrunzelnd geheimnisvolle Notizen machen, der irrt. So viel Aufwand wollen sich die Award-Verkäufer – …Verzeihung: Award-VERLEIHER – nicht machen. Da reicht meist schon das Ausfüllen eines Fragebogens (meist mit vielen Suggestivfragen und durchschaubarer Stoßrichtung, damit man ja nix Falsches ankreuzt). Glauben Sie mir, ich hab’s ausprobiert.

    Bitte nicht falsch verstehen: Ich stelle nicht in Abrede, dass so ausgezeichnete Unternehmen es in der Regel wirklich verdient hätten, ausgezeichnet zu werden. UND es gibt sicherlich auch den einen oder anderen Preis, der auf ganz anderer, nämlich auf sachlich fundierter und sinnvoller Vorauswahl basiert.
    Aber bei der Mehrzahl der gerade grassierenden Awards handelt es sich eben erkennbar NICHT um das Bemühen, gute Leistung sichtbar zu machen und das unabhängig zu kuratieren und zu vergeben: Sie sind gefühlt (aus meiner Sicht) nichts weiter als ein Geschäftsmodell, das Prominenten ein schönes Zubrot verschafft und im Übrigen den Organisationen hinter der Preisverleihung bei jedem Ausgezeichneten ein schönes Sümmchen in die Kassen spült.
    Wer sich eingehender mit den verleihenden Organisationen hinter der Mehrzahl dieser Awards befasst, wird auch schnell feststellen, dass man knöcheltief im PR- und Marketingsumpf steckt und sich fragt, wie das eigentlich so alles zusammenhängt und seine Berechtigung hat.
    Ich könnte jetzt natürlich mit Beispielen herumhantieren, wo ich schon überall intensiver hingesehen und mich ordentlich gegruselt habe – allein, mir fehlt die willige Rechtsschutzversicherung in der Hinterhand, um das alles mal etwas kleinteiliger zu betrachten. Aber das können Sie sicher auch selbst: Schauen Sie sich doch einfach beispielhaft mal die Konstrukte an, die zum Beispiel das „Deutsche Innovationsinstitut für Digitalisierung und Nachhaltigkeit“ so aufweist.

    Kleiner Exkurs: Was für ein genialer Name für ein Unternehmen, das eigentlich nichts produziert – da steckt doch wirklich alles drin, was gut und teuer ist, und es ist für jeden was dabei. Mit einer Hochschule hat das Institut allerdings nix zu tun. Nur mit einer PR-Agentur. Naja.

    Wenn Sie mich fragen, sollten Sie sich das Geld lieber sparen: Denn im Rudel der Awards gehen Sie mit Ihrer Plakette so oder so ganz schnell unter – denn auch die anderen kriegen dieses Angebot und nutzen es. Bloß glaubt das auf Dauer keiner mehr. Oder empfinden Sie das 100. JobRad-Angebot, das elfundzwölfzigste Obstkorbfoto oder das Rudel hochgereckter Daumen als Alleinstellungsmerkmal oder Besonderheit?

    Der Weg zur Spitze ist einer ohne Abkürzungen. Und die Spitze erreicht man nicht mit ein paar Fotos mit Polit-Ex-Promis, sondern nur durch dauerhaft gute Leistung. Dass Sie das können, das steht außer Frage: Die vermeintliche Abkürzung nach oben durch ein beliebiges Label ist allerdings eher eine Sackgasse, wenn Sie mich fragen. Denn so ein Award kann Ihnen ganz schnell auch auf die Füße fallen, wenn er als das entlarvt ist, was er möglicherweise ist – ein ganz großer Schmuh.

    Wie man’s nachhaltiger und besser macht? Ganz einfach: Anstrengen, gut werden und bleiben und vor allem darüber stichhaltig erzählen. Das ist viel mühsamer, aber auch glaubhafter als jeder Award der Welt. Wenn sie dabei Hilfe brauchen, dann sprechen wir doch einfach mal darüber.

  • So wird Wandel im Unternehmen erst erfolgreich

    So wird Wandel im Unternehmen erst erfolgreich

    Haben Sie das auch schon erlebt, dass Ihre brillante Idee für mehr Effizienz, Produktivität und Ertrag im Unternehmen nicht so recht in Schwung kommt? Dass Veränderungen unfassbar zäh umgesetzt und Ansätze oft nur zur Hälfte verstanden wurden? Das Problem ist so alt wie die Idee von der Arbeitsteilung anstelle von „alles selbst machen“: Die beste Idee ist nur so gut wie die Art und Weise, wie sie in die Köpfe derer gelangt, die sie umsetzen sollen. Und in deren Herzen.

    Ich habe mich immer wieder gefragt, warum das eigentlich so ist, dass oft für Unternehmen überlebenswichtige Veränderungen und den Erfolg sichernde Maßnahmen so schwerfällig gelingen – oder sogar ganz scheitern. Der Schlüssel liegt dabei meistens nicht etwa in Mängeln der entwickelten Strategie, sondern in ihrer Umsetzung. Doch woran scheitert diese Realisierung denn eigentlich? Eine Studie des Instituts für angewandte Innovationsforschung an der Ruhr-Universität Bochum ergab beispielsweise, dass nur 5 % der Innovationsprojekte erfolgreich sind und ihre Ziele erreichen.

    Das Scheitern von Innovation im Unternehmen ist dabei eine vielschichtige Angelegenheit: Von der fehlenden Unterstützung im Management über die mangelnde Einbindung von Mitarbeitenden und der Furcht vor Veränderung bis zu fehlenden Ressourcen reicht die Palette dessen, was Wandel scheitern lässt.

    Lösungen für die Kern-Herausforderungen beim Wandel in Unternehmen sind jedoch verfügbar: Mit den richtigen Werkzeugen und Botschaften gelingen Innovation und Fortschritt deutlich besser.

    • Welche Möglichkeiten Sie nutzen können, um Wandel erfolgreicher zu machen,
    • welche 7 Kommunikationsaufgaben Sie dabei weiterbringen und
    • welche 5 Stellschrauben in Sachen Qualifikation Ihnen weiterhelfen werden,

    all das erfahren Sie in meinem kostenlosen Paper „Erfolg durch Begleitung bei Wandel und Innovation“. Hier herunterladen!

  • Vom Unsinn des Personaler-Marketing-Sprechs

    Vom Unsinn des Personaler-Marketing-Sprechs

    Wenn man sich mit Employer Branding – also dem Schaffen einer Arbeitgebermarke – beschäftigt, bekommt man es ganz schnell auch mit den praktischen Auswirkungen in den Details zu tun. Zum Beispiel mit Formulierungen in Stellenausschreibungen, bei denen man sich dann doch fragt, wer das eigentlich verstehen und wozu das gut sein soll. Meine Theorie dazu: Manchmal formuliert das kein*e Personaler*in, sondern irgendein entfesselter Marketingmensch, dem es erst mal egal ist, ob verstanden wird, was man sich eigentlich wünscht – Hauptsache es knallt. Beispiele gefällig? Bitte sehr (alles selbst gefunden in diversen Ausschreibungen):

    • „Verlässliche Selbststarter-Attitüde“ – was ist verkehrt am Begriff „Eigeninitiative“?
    • „Hands-on-Mentalität“ – warum nicht beschreiben, was man meint, nämlich „Sie packen gerne Dinge an, statt abzuwarten“?
    • „Unconscious-Bias-Trainings“ – Hand hoch, wer’s kennt. Gemeint sind eigentlich Workshops, in denen unbewusst vorhandene Vorurteile erkennbar gemacht werden. Warum nicht schreiben „Wir halten Sensibilität gegenüber Vorurteilen für wichtig und bieten deshalb Schulungen an, um diese besser zu erkennen und zu vermeiden“?

    Leude … echt jetzt? Was soll das nützen? Personalsuche ist nichts anderes als Marketing für das Produkt „Arbeitsplatz“, das Ihr anzubieten habt. Und die Zeiten, in denen es für jede noch so miese Stellenanzeige Bewerbungen hagelte, die sind definitiv vorbei. Da ist jede eingezogene Hürde zu viel, die verhindert, dass man sich mit Euch näher beschäftigen will (über das Thema Fachkräftemangel und Bewerbermarkt gibt es inzwischen genug Abhandlungen, das setze ich als bekannt voraus).

    Mein Rat hierzu ist ganz einfach: Bleibt verständlich und vermeidet solches Geschwurbel – wenn Ihr meint, anhand solchen Personaler-Marketing-Sprechs vorab aussieben zu müssen, wird es sonst sehr einsam um Euch und Eure Stellenausschreibungen werden. Überhaupt wäre es manchmal gut, wenn Stellenbeschreibungen und die zugehörigen Anforderungen noch einmal angeschaut würden, ob sie wirklich noch in die Zeit bzw. auf die eigentlich zu besetzende Position passen. Gute Praktiker*innen sind oft die bessere Wahl als frisch ausstudierte Nachwuchskräfte ohne jegliche Erfahrung. Es muss nicht immer der Bachelor oder Master sein. Die darf man sich sicher auch wünschen, aber ermutigt auch explizit andere, sich zu bewerben.

  • Wenn der Rubel weiter rollt: So schadet man sich selbst

    Wenn der Rubel weiter rollt: So schadet man sich selbst

    Was kostet es, aktuell weiterhin mit Russland im Geschäft zu bleiben? Meiner Ansicht nach sehr viel. Zumal, wenn man von sich behauptet hat, das wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nicht mehr zu tun. Nur dumm, wenn das reale Verhalten nicht zu den eigenen Aussagen passt. Einen Kommunikations-Super-GAU erleben aus diesem Grund gerade etliche Unternehmen, die von unverdächtiger Seite beim Lügen über ihre Russlandgeschäfte erwischt wurden: Prof. Jeffrey Sonnenfeld, Ökonom an der renommierten Yale School of Management, nennt in einem Interview der Wirtschaftswoche nicht nur die schwarzen Schafe aus seiner Russland-Liste beim Namen, sondern bezeichnet sie – wie ich finde durchaus zu Recht – als „einfach gierig und feige“.

    Eines der namentlich als nach wie vor in Russland aktiven Unternehmen, das eigentlich seinen zumindest teilweisen Rückzug aus dem Land postuliert hat, ist Nestlé. Der schweizerische Multimilliarden-Konzern ist seit jeher eher selten durch ethisch korrektes Verhalten aufgefallen und deshalb auf Verbraucherseite schon länger immer wieder Shitstorms und Boykottaufrufen ausgesetzt. Insofern ist auch diese Runde der öffentlichen Schmähungen eine, die den Schweizern inzwischen nicht unbedingt beim Aufbau eines positiven Images helfen dürfte. Leider tut es dem Konzern aber offenbar noch nicht genug weh, was an nachhaltig schlechtem Image aus dieser und anderen Verhaltensweisen an ihm kleben bleibt.

    Andere könnten da eventuell sensibler reagieren auf das Interview, das Prof. Sonnenfeld mit klaren Worten zur Veröffentlichung autorisiert hat. Tatsächlich ist eher unverständlich, warum renommierte Unternehmen wie Claas (Landmaschinen), Heidenhain (u. a. CNC-Steuerungen für Werkzeugmaschinen) oder die Boutique-Kette New Yorker weiterhin in Russland Geschäfte machen. Wer so alles auf der Yale-„Liste der Schande“ steht, können Sie übrigens auch in einer übersichtlichen Liste mit Suchfiltern selbst ermitteln: https://som.yale.edu/story/2022/over-1000-companies-have-curtailed-operations-russia-some-remain

    Warum kümmert mich das als Kommunikationsberater? Nun, eigentlich ist das zu knapp eingegrenzt: Denn mich kümmert es auch als jemand, der zumindest rudimentär rechnen kann. Denn wenn man einmal grob überschlägt, welche Kosten ein solches Verhalten mit sich bringt, dann sollte selbst ein minderbemittelter Betriebswirtschaftler schnell zu dem Ergebnis kommen, dass man spätestens mittelfristig Verluste macht, wenn der Rubel weiter rollt:

    • Der Verlust an Glaubwürdigkeit im Markt schadet massiv. Und es erfordert nicht nur einen langen Atem, sondern auch viel Geld in Sachen Marketing, um ein tragfähiges Bild im Markt von sich zu generieren, das wieder positive Entwicklungen von Geschäftszahlen zulässt.
    • In Zeiten des Fachkräftemangels können sich gerade die Mitarbeitenden in Schlüsselpositionen oder potenzielle Bewerbende sich dagegen entscheiden, einen Posten bei einem der Gier-getriebenen „Russlandversorger“ zu behalten oder sich gar um diesen zu bewerben. Das Risiko, gute Kräfte an ethisch verlässlichere Mitbewerber im Markt zu verlieren, wächst mit jedem Tag, an dem die offenkundig weniger Moral-getriebene Russlandverbindung bestehen bleibt. Denn auch Nestlé-Mitarbeitende haben mutmaßlich ein Gewissen.
    • Die Gewinne, die man in Russland aktuell möglicherweise noch einfährt, müssen auch gegen die potenziellen Verluste durch diese Verbindung in anderen Märkten gegengerechnet werden.

    Alles in allem kann man getrost davon ausgehen, dass sich das Russlandgeschäft nicht nur nicht wirklich in Summe lohnt, sondern sich mittelfristig auch rächen wird – in Form von schlechteren Umsätzen, von Imageschäden und wachsenden Personalproblemen. Die Aussage, dass man mit seinen Lieferungen ja nur der russischen Bevölkerung und nicht Putins Regime helfen wolle, ist fadenscheinig, wie Prof. Sonnenfeld im WiWo-Interview deutlich macht. Der Schaden wird also täglich größer, der durch den weiter rollenden Rubel auf Unternehmensseite entsteht. My 2 cents.

    Foto von Brett Jordan von Pexels: https://www.pexels.com/de-de/foto/holz-typografie-fotografie-verbindung-10815211/

  • Warum Künstliche Intelligenz mich nicht so schnell arbeitslos machen wird

    Warum Künstliche Intelligenz mich nicht so schnell arbeitslos machen wird

    Holy shit: ein Computer, der alleine Texten kann.Wir sind am Arsch. Naja, das ist zumindest die laienhafte Beschreibung dessen, was ChatGPT derzeit an Reaktionen auslöst, wenn man sich als Texter*in anschaut, was diese Künstliche Intelligenz des Herstellers OpenAI so leistet. Ganz gratis und fast problemlos verfügbar (derzeit sorgen zahllose Anfragen für gelegentlichen Server-Overload), arbeitet die Software auch auf Deutsch Texte aus, die man mit einer einfachen Texteingabe anfragen kann. Und die sind auf den ersten Blick gar nicht mal schlecht: Zwar holpert das Ganze gelegentlich etwas, doch sprachlich ist das weitgehend in Ordnung, nicht erkennbar einfach aus irgendeiner Quelle 1:1 übernommen und damit auch tauglich für den Einsatz im Web, als studentische Hausarbeit oder Aufsatz für die Schule. Und: Es ist scheinbar auch gut inhaltlich begründet und strukturiert. Scheinbar.

    Denn ChatGPT gibt sogar selbst zu, dass das, was da oft als Gewissheit formuliert wird, nicht immer gut fundiert ist. Denn der Künstlichen Intelligenz fehlt es oft an dem, was einen menschlichen Texter im Idealfall ausmacht: Das Einschätzen von Plausibilität fällt dann doch noch ziemlich schwer. Woran das liegt? Lassen wir das doch die KI einfach selbst beantworten:

    Wie fundiert sind Texte, die von ChatGPT erstellt wurden?

    Texte, die von ChatGPT erstellt wurden, sind so fundiert wie die Daten, die dem Modell zur Verfügung gestellt wurden. ChatGPT wurde mit einer großen Menge an Texten aus dem Internet trainiert und ist daher in der Lage, sehr natürliche und flüssige Texte zu erstellen, die in vielen Fällen lesbar und sinnvoll sind.

    Jedoch ist es wichtig zu beachten, dass das Modell lediglich die vorhandenen Muster im trainierten Datensatz reproduziert und es kann daher auch falsche oder irreführende Informationen produzieren, es ist daher wichtig die erstellten Texte zu überprüfen bevor sie verwendet werden. Es ist auch wichtig zu beachten, dass das Modell nicht über die Fähigkeit verfügt, selbstständig neue Informationen zu recherchieren, es kann also nicht als Ersatz für eine fundierte Recherche dienen.

    Frage von mir und die dazu von ChatGPT generierte Antwort vom 17.1.2023

    Von Grenzen, Fantasie und Intuition

    Mal abgesehen davon, dass es auch in der Zeichensetzung ab und zu noch ein wenig Luft nach oben gibt, so ist die Antwort doch bestechend ehrlich und differenziert. Und die Fähigkeit zur realistischen Selbstwahrnehmung geht noch weiter. Denn natürlich habe ich auch danach gefragt, ob ChatGPT mich nach aktuellem Stand ersetzen könnte:

    Kann ChatGPT die Arbeit eines menschlichen Werbetexters ersetzen?

    ChatGPT hat das Potenzial, in bestimmten Anwendungsbereichen der Werbung zu helfen, wie zum Beispiel bei der Erstellung von Texten für soziale Medien oder bei der Generierung von Slogans und Headlines. Es kann jedoch nicht die kreative und intuitive Arbeitsweise eines menschlichen Werbetexters ersetzen, der in der Lage ist, die Zielgruppe und die Botschaft einer Werbekampagne auf eine Weise zu verstehen und darzustellen, die von einem Algorithmus nicht erreicht werden kann.

    Frage von mir und die dazu von ChatGPT generierte Antwort vom 17.1.2023

    Intuition und Kreativität sind die Achillesferse der KI, wie sie selbst einräumt – Ideen zu haben, inspiriert zu sein, das ist die Fertigkeit, die den Maschinen nach wie vor abgeht, wenn es um Text geht. Was allerdings nicht nur auf Maschinen zutrifft, sondern auch auf Kolleg*innen in der Branche. Aber das Dissen lassen wir jetzt einfach mal …

    Allerdings sind selbst wenig inspirierte Texter*innen oft trotzdem noch besser als eine KI. Denn bisweilen mogeln sich dann doch Redundanzen und inhaltliche Wiederholungen in Texte, wie ich zum Beispiel bei einer KI-gestützten Recherche zum Thema „Software as a Service“ festgestellt habe:

    Bitte beschreibe die Vorteile einer Software-Miete zu einem festen Preis gegenüber einer Software-Miete, die sich aus einer prozentualen Beteiligung am Umsatz errechnet.

    Eine Software-Miete zu einem festen Preis hat im Vergleich zu einer Software-Miete, die sich aus einer prozentualen Beteiligung am Umsatz errechnet, mehrere Vorteile:

    1. Planbarkeit der Kosten: Eine feste Miete ermöglicht es Unternehmen, ihre IT-Kosten genau zu planen und Budgetprognosen zu erstellen, da sie wissen, welche Kosten für die Software anfallen werden.
    2. Kostenkontrolle: Unternehmen haben mehr Kontrolle über ihre IT-Kosten, da sie nicht von ihrem Umsatz abhängig sind.
    3. Vorhersehbarkeit: Eine feste Miete ermöglicht es Unternehmen, ihre IT-Kosten besser vorherzusehen und zu budgetieren, da sie nicht von den Schwankungen ihres Umsatzes beeinflusst werden.
    4. Unabhängigkeit von Geschäftsprozessen: Eine feste Miete entkoppelt die IT-Kosten von den Geschäftsprozessen des Unternehmens und ermöglicht es ihnen, ihre IT-Investitionen unabhängig von ihrem Umsatz zu planen.
    5. Kosteneffizienz: Eine feste Miete kann für Unternehmen kosteneffizienter sein, insbesondere wenn sie eine niedrigere Umsatzbeteiligung haben und somit weniger für die Software bezahlen würden.
    6. Risikominimierung: Eine feste Miete minimiert das Risiko für Unternehmen, da sie nicht von den Schwankungen ihres Umsatzes beeinflusst werden und somit sicherstellen können, dass sie ihre IT-Kosten immer pünktlich und in voller Höhe bezahlen können.

    Es ist wichtig zu beachten, dass jede Art von Miete ihre eigenen Vorteile und Nachteile hat und jede Art von Unternehmen je nach ihren spezifischen Anforderungen und Umständen die beste Wahl treffen muss.

    Frage von mir und die dazu von ChatGPT generierte Antwort, Anfang Januar 2023

    Der Trick sind die richtigen Fragen

    Was hat ein menschlicher Texter und Konzeptioner der KI konkret voraus? Mit Sicherheit die Intuition und Kreativität, die aktuell zumindest noch nicht künstlich generiert werden kann: Aber auch die Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen, zeichnen den Menschen aus. Ohne eine richtige Nachfrage nach den gewünschten Inhalten kann die KI keine Texte erzeugen, die wirklich die Sachverhalte beschreiben, die dargelegt werden müssen, um eine Botschaft zu transportieren.

    Aber auch die grundlegende Idee, welche Inhalte eigentlich zielführend sind, welcher Gesamtansatz trägt und was dafür an Text notwendig ist, wird nicht so schnell von Künstlicher Intelligenz geschaffen werden können. Uff.

    Was das für meine Kunden und mich bedeutet

    Kein Zweifel: Das Instrument existiert, und es funktioniert. Zeit für mich, meine Arbeitsweise anzupassen und auch auf KI zuzugreifen, um schneller und effizienter zu werden beim Texten. Das bedeutet in manchen Fällen sicherlich auch eine niedrigere Rechnung für meine Kunden: KI spart Recherche-Aufwand und hilft beim Vorformulieren, wird aber Texter-Arbeit nicht komplett ersetzen können.

    Und schon gar nicht die Konzeption: Basierend auf den richtigen Fragen zündende Ideen zu haben, gehört nach wie vor zu den zentralen Aufgaben, die mich die kommenden Jahre intensiv beschäftigen werden. Und ich tue nichts lieber als das.

    P.S.: Das Bild, das diesen Beitrag ziert, wurde von einer KI erstellt. Auch die visuelle Idee zu einer Kampagne haben, ist eins meiner Themen. KI kann dabei helfen, diese etwas mehr zu konkretisieren. Einen guten Grafiker ersetzt man damit aber noch lange nicht. Insofern können Sie gern auch selbst mal das hier versuchen: https://deepai.org.

  • Warum Ihnen richtiges Gendern beim weiter Denken hilft.

    Warum Ihnen richtiges Gendern beim weiter Denken hilft.

    Ältere Leute wie ich leben ja gern vom Ruhm vergangener Tage. Zu meinen Lieblingssprüchen zählt zum Beispiel „Wir hatten ja nix“, und wenn ich den nutze, meine ich den durchaus selbstironisch: Denn das Herumposieren mit dem vermeintlichen Mangel, den man als Kind / junger Mensch erlitten hat, ist natürlich Bullshit. Das damalige Normal war es eben, mit drei TV-Programmen auszukommen, nur Telefone mit Schnur und Wählscheibe zu haben oder die Urlaubsreise im engen und heißen VW Käfer nach Italien anzutreten. Deal with it.

    Dass sich die Welt, in der wir leben, permanent verändert und weiterentwickelt (und in den vergangenen 75 Jahren hat sie das bei uns zweifellos durchgehend zum Besseren getan), das ist ein sehr stilles, oft unreflektiertes Glück. Dass Veränderung bisweilen aber auch auf Widerstände stößt, sich die Zeitläufte hingegen einen Dreck um die vermeintlich Konservativen, im Grunde jedoch Rückständigen schert, ist ebenfalls ein Fakt.

    „Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt ’schnellere Pferde‘.“

    Henry Ford, Automobilhersteller

    Dass wir das momentan beim Thema „Sprache“ erleben, ist kein Wunder: Jeder spricht jeden Tag (ob das, was dabei herauskommt, richtig oder gar sinnvoll ist, davon reden wir nun besser nicht). Also sind automatisch alle auch Experten auf diesem Gebiet. Und Expertinnen. Ja, da ist es, das böse „Gendern“.

    Warum eigentlich gibt es so viel Widerstand gegen die grundlegende Idee, die deutsche Sprache so zu nutzen, dass sich explizit alle Geschlechter gemeint fühlen? Speziell im Kontext des Employer Branding finde ich es faszinierend, wie sich (angeblich händeringend) nach Personal fahndende Unternehmensabteilungen irritiert zeigen, wenn man sie fragt, warum sie eigentlich in ihren Stellenausschreibungen ohne Not 50 Prozent der potenziellen Zielgruppe Menschheit ausklammern? Warum zum Beispiel suchen Unternehmen nach einem Zerspanungsmechaniker (m/w/d) und nicht nach der Version Zerspanungsmechaniker/-in (m/w/d)?

    Jetzt kommt’s: Das generische Maskulinum, das reiche ja schließlich und sei gemeinhin anerkanntes sprachliches Mittel, das immer beide Geschlechter meine. Das wisse man doch. Dass wir hier gefährliches Terrain betreten, das kann man der aktuell an allen (auch an Stammtischen, Facebookforen und Querdenker-Demos) Fronten geführten Debatten zu dem Thema entnehmen. Geschenkt.

    Mir ist das am Ende aber wurscht. Ich vertrete die These, dass Sprache auch das Denken mitbestimmt. Wenn sich also manche Frauen damit wohlfühlen, dass sie allenfalls mitgedacht werden, dann ist das deren Problem. So weit reicht mein messianisches Bewusstsein nicht, um auch diese auf den Pfad des rechten Glaubens leiten zu wollen. Dass das generische Maskulinum eher im Volksmund als in der Psyche funktioniert, dazu gibt es inzwischen eine Vielzahl von eindrucksvollen Studien. Oder direkter gesagt: Das Ding bringt’s nicht. Mehr dazu u. a. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Generisches_Maskulinum#Verfehlung_der_kommunikativen_Absicht_und_Uneindeutigkeit

    Ich für meinen Teil finde, dass man nicht so fucking faul beim Reden bzw. Schreiben sein sollte. Nur weil es zusätzlichen Aufwand bedeutet, ein wenig exakter zu sein, ggf. anderslautende Emotionen als die eigenen mitzuberücksichtigen und auch sprachlich jene explizit zu erwähnen, die man erreichen möchte, ist doch ein wenig mehr an Aussage kein Fehler. Oder auf andere Art formuliert: Man sollte Sprache schon so benutzen, dass man sich als damit gemeinte Person auch ausdrücklich und tatsächlich gemeint fühlen kann. Wenn das durch schriftliche Lösungen wie die oben Gezeigte funktioniert, ist das ein ebenso sinnvoller Weg wie die explizite Erwähnung gemeinter Personengruppen.

    Auf jeder Vereinssitzung wird jede/-r politische Wasserträger/-in, der/die mutmaßlich zum weiteren laaaaangweiligen Fortgang des Abends nichts beitragen wird, namentlich begrüßt. Der Hinterbänkler aus dem Kreistag könnte ja mal die Hand für einen Bauantrag heben, den man selbst wichtig findet. Oder die Hinterbänklerin.

    Warum dann aber ausgerechnet da auf potenzielle Bewerberinnen (!) verzichten, wenn es darum geht, für den eigenen Laden Leute zu finden? Das geklammerte „m/w/d“ ist keineswegs Ersatz für eine klare Aussage, die man als Unternehmen trifft, wenn es um die Personalsuche geht: Das wurde in erster Linie eingeführt, um zu signalisieren, dass man auch Menschen willkommen heißt, die sich non-binär definieren – es ist also ein technischer Hinweis, kein Ersatz für eine Sprache, die wirklich geschlechtergerecht funktioniert.

    Wenn Sie also nach Personal suchen, dann hören Sie doch einfach mal auf, ohne Not einen großen Teil Ihrer potenziellen Zielgruppe nicht anzusprechen: Suchen Sie auch explizit nach (weiblichen) Bewerberinnen. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit vielleicht eher gering ist, dass Sie ausgerechnet in klassischen „Männerberufen“ welche finden werden.

    Warum sie das dann tun sollten? Ganz einfach: Sie erzählen mit diesem kleinen Sprachfitzel, den Sie bewusst an ihre Stellenbezeichnung dranpappen, eine große Geschichte über sich selbst als Arbeitgeber/-in: Denn wenn Sie nicht darauf warten, dass alle anderen es auch machen, sondern sich als ein Unternehmen präsentieren, dass sich bewusst mit dem Thema Gender befasst, signalisieren Sie zugleich, dass Sie an Fortschritt glauben. Auch im Kleinen.

    Das bedeutet nun nicht, dass Sie überall mit Binnen-„i“, Gendersternchen oder sonstigem, oft kritisiertem Handwerkszeug agieren sollen. Aber schreiben Sie eben auch mal beide Geschlechtsformen hin, denken Sie beim Verfassen von Texten über die Art nach, wie Sie wirklich alle Mitarbeitenden erreichen und stellen Sie am Ende auch bei sich selbst fest: Sprache formt tatsächlich auch das eigene Denken. Achten Sie mal darauf. Es funktioniert.

    Foto: Tim Mossholder @pexels.com

  • Fürs Feuer: Erzählen Sie Ihre Geschichte

    Fürs Feuer: Erzählen Sie Ihre Geschichte

    Wenn dieser Tage wieder all diese Fotos der neuen Azubis überall auftauchen, dann freue ich mich zwar für die Unternehmen, die da so stolz sind auf ihre Neuzugänge – aber frage mich doch oft genug auch, ob die Verantwortung eigentlich so klar ist, die mit einem Ausbildungsverhältnis einhergeht.
    Denn Azubis sind nicht einfach nur ungelernte Arbeitskräfte, die nebenher ab und zu in die Schule müssen: Als Ausbildungsbetrieb und speziell als Ausbilder*in entscheiden Sie in den kommenden Monaten mit darüber, ob es gelingt, in einem jungen Menschen Begeisterung zu entfachen für das, was den zu erlernenden Beruf ausmacht. Eine betriebliche Ausbildung kann der Anfang einer lebenslangen Liebe dafür sein, was man täglich tut – oder eben doch eine schlechte Erfahrung, die eine weitere innerliche Kündigung schon weit vor dem Ende der Ausbildungszeit verursacht.

    Wie man das denn schafft, dieses Feuer für das weiterzugeben, das den eigenen Beruf, das eigene Unternehmen ausmacht? Ein guter Anfang wäre es, sich die Quintessenz des eigenen Tuns mal explizit anzusehen, sich die daraus resultierenden Botschaften zu erarbeiten, kurz: zu wissen, wie man die eigene Geschichte über die eigene Leidenschaft am besten erzählt.

    Ich kenne da jemanden, der Ihnen dabei helfen kann.

    Foto: Ann H @pexels.com

  • Die Theorie des Vorangehens.

    Die Theorie des Vorangehens.

    Kennen Sie das auch? Man entwickelt eine spannende Idee, Dinge zum Besseren zu verändern, und unter den 100 darauf Angesprochenen gibt es folgende Reaktionen:

    • 62 haben davon schon mal gehört, aber gerade keine Zeit, sich damit zu befassen.
    • 20 glauben nicht, dass das funktionieren wird, haben sich aber noch nicht intensiv damit befasst.
    • 10 haben nicht zugehört und „melden sich dazu später nochmal“.
    • 8 setzen sich damit auseinander und sind tatsächlich aktiv an Bord.

    Von den 92, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht mit an Bord sind, beschweren sich übrigens rund 60 fast täglich, dass keiner etwas tut, damit „es“ besser wird …

    Hand aufs Herz: Wir alle sind gern mal in der Gruppe der 60 Meckerer, die selbst aber trotzdem den Hintern nicht hochbekommen, auch wenn jemand über Chancen mit uns sprechen will. Zukunft zu gestalten bedeutet auch, sich selbst motivieren zu können, den Dingen eine Chance zu geben und sich mit ihnen zumindest vorurteilsfrei zu befassen. Der Spruch „Wer nicht will, findet Gründe – wer will, findet Wege“ ist so weit nicht hergeholt: Ausreden finden sich immer, weshalb man selbst nicht aktiv werden muss.

    Nun gibt es unterschiedliche Wege, auf diese eher mäßige Bilanz (siehe Liste oben) zu reagieren. Und der erstgenannte Weg verblüfft mich immer wieder: Denn es scheint ein adäquates Verhalten geworden zu sein, Ideen mit wenig Resonanz dann einfach sterben zu lassen – zu wenig Begeisterung in der breiten Masse wird gleichbedeutend mit „keine Chance auf Erfolg“ betrachtet.

    Ist es aber wirklich klug, Chancen immer von der Zustimmung und der aktiven Mitwirkung Anderer abhängig zu machen? Oder ist es nicht viel sinnvoller, sich mit der kleinen, aber interessierten und aktiven Gruppe auf den Weg zu machen?

    Ich bin der Ansicht, dass Konzepte sich an anderen Kriterien messen müssen als am initialen Beifall der breiten Mehrheit: Es gibt kaum eine Idee, die auf Anhieb von allen verstanden oder gar adaptiert und umgesetzt wurde. Ich bin überzeugt davon, dass stimmige, gut durchdachte Konzepte nicht auf Eis gelegt werden sollten, nur weil es der Mehrheit an Vorstellungskraft fehlt. Lieber sollte man mit einer interessierten, kleinen Gruppe versuchen, aus diesen Konzepten Realität werden zu lassen.

    Oder anders ausgedrückt: Gehen Sie voran. Denn Innovation bedeutet nicht, dass der Durchschnitt sofort den Sinn darin erkennt – den „proof of concept“ muss man oft erst in der Praxis vorleben, als funktionierendes Beispiel vorführen, bevor sich der „Aha-Effekt“ einstellt. Der sich dann meistens einstellende Nachahmungseffekt wird schon dafür sorgen, dass aus den oben erwähnten acht Pionier*innen viele Mitwirkende werden.

    Der Vorteil, den diese Vorreiter*innen jedoch immer haben werden, ist nicht nur, dass sie früher als andere von Innovation profitieren: Sie werden auch schon auf die nächsten Ideen einsteigen, die ihren Vorsprung noch vergrößern werden, bevor die Nachzügler überhaupt verstanden haben, weshalb ein Konzept, das sie vorher abgelehnt haben, doch ganz gut funktioniert.

    Mein Appell an alle Macher*innen lautet deshalb: Wartet nicht lang auf breite Zustimmung – schließt Euch mit all jenen zusammen, die Eure Vision verstehen und bereit sind, sich einzubringen, und macht einfach. Auf die anderen zu warten bedeutet nicht nur den eigenen Stillstand zu erzwingen: Es heißt auch, die Zukunftschancen aller zu schmälern.

    Foto: Eva Bronzini @pexels

  • Warum das Metaverse nicht disruptiv wird

    Warum das Metaverse nicht disruptiv wird

    Nachdem ich nun vermutlich der Letzte bin, der in der Kommunikationsbranche seine Prognose zum Metaverse abgibt, habe ich mir den Luxus erlaubt und gleich auch noch das Buzzword „disruptiv“ eingebaut. Was ja per se schon wieder auf eine Runde „Business Bullshit Bingo“ schließen lässt. Ich will aber sehr handfest darlegen, warum ich glaube, dass das Metaverse keineswegs zu einem so radikalen Umbruch im Netz führen dürfte, wie uns das aktuell viele Stakeholder glauben machen wollen. Der Grund ist ganz einfach: Es nimmt zu viel Bewegungs- und Aufmerksamkeitsfreiheit.

    Schauen wir doch erst einmal auf die aktuellen Nutzerstatistiken für das Internet: So weist Statista* aus, dass 91 % der Menschen in Deutschland voriges Jahr online waren – und 82 % der Deutschen taten das mit einem mobilen Endgerät. Nicht ausschließlich, aber eben zumindest häufig. Was haben diese Menschen denn so gemacht, als sie mit Smartphone oder Tablet mobil im Internet gesurft sind? Was tun SIE denn noch so, wenn Sie mit einem Smartphone online gehen? Genau: Sie sitzen im Café, im Wartezimmer beim Arzt, im Bus oder Zug, auf dem Klo, haben gerade Pause in der Schule oder, oder, oder …

    So verschieden die vorgenannten und viele weitere Situationen auch sein mögen, eines haben sie immer gemeinsam: Die Kontexte, in denen heute Internetnutzung stattfindet, sind fast immer solche, die nicht exklusiv nur für das Surfen im Web reserviert sind. Das Umschalten vom Internet zu anderen Formen der Kommunikation, der Interaktion mit Menschen oder mit der eigenen Umgebung ist entweder sehr leicht machbar oder noch nicht einmal nötig: Man kann problemlos essen, während man nebenbei die Timeline im eigenen Social Media Account studiert oder einen Artikel liest, einen Podcast hört oder ein virales Video anschaut.

    Machen Sie das doch mal mit einer Datenbrille: Das Metaverse setzt voraus, dass man sich mit einem mehr oder weniger monströsen Gerät vor den Augen einzig und alleine ihm widmet. Und genau hierfür fehlt mir der Glaube: Während die Nutzung des Internets aktuell noch jede Menge anderer, paralleler Tätigkeiten zulässt, wäre das Metaverse als „disruptiver“ Ersatz für Social Media & Co. eine Sache, die völlig anderes Verhalten voraussetzen würde. Abgesehen von zahllosen Belegen dafür, dass die sinnvolle Orientierung im realen Raum mit einer Metaverse-Brille vor den Augen so gut wie unmöglich ist, gehen so angenehme Nebenbeschäftigungen wie Essen, Fernsehen oder rechtzeitig aus dem Bus aussteigen, weil die Zielhaltestelle erreicht ist, nicht mehr.

    Natürlich bedeutet das nicht, dass virtuelle Realität oder die Augmented Reality nicht ihre Berechtigung hätten: Zu Schulungs- und Trainingszwecken, bei der Anleitung zu Arbeiten in Echtzeit und in vielen weiteren Fällen ist das eine tolle Sache. Aber ein Ersatz für das, was heute die Mehrzahl der Anwendungsfälle im Alltag ausmacht, wird das Metaverse meines Erachtens nicht werden. Dafür steht es sich selbst durch seine Kernanforderung im Weg, dass man sich ausschließlich nur mit ihm befasst.

    Foto von Eugene Capon von Pexels

    *https://de.statista.com/statistik/daten/studie/13077/umfrage/internetnutzung-in-deutschland-im-jahr-2009/