Dieser Beitrag ist nur was für all jene, die Interesse an grundsätzlichen Fragestellungen bezüglich erfolgreicher Informationsstrategie haben. Und etwas Zeit. Hier geht es gleich um Digitalisierung, Contentstrukturen und dahinterstehende technisch-strategische Konzepte, also Dinge, die mir als Textmensch überraschend viel Kopfzerbrechen bereiten. Denn ich bin der Ansicht, dass ich meinen Kunden nicht nur gute Ideen und Texte anbieten sollte, sondern auch mit ihnen darauf schauen muss, wie sie diese möglichst effizient einsetzen.
Das ist also kein rant, sondern eigentlich sowas wie ein gedankliches Gassigehen: Der Hund, den ich dabei im Geiste ausführe, heißt “Franz der Weise” (siehe Bild: generiert mit der KI https://ideogram.ai/), er geht recht zielstrebig vor mir her über die Erfahrungswiesen und Erkenntniswälder dieser Welt und hebt immer mal wieder am Gedankenbuschwerk das Bein zum Markieren. Oder er drückt ab und zu auch mal eine Wissenswurst heraus. Die trete ich dann breit. Bäh, ich weiß.
Nein, falsches Bild, ich erzähle hier schließlich keinen Scheiß. Egal, gehen Sie einfach mal mit auf die Runde, Sie werden ja sehen, wo das endet:
Wer wie ich viel mit Inhalten herumhantiert und deren Struktur und Wirksamkeit in Beziehung setzt zum Aufwand dahinter, sie effizient vorzuhalten und auszuspielen, der gerät unweigerlich auch in eine ganz andere Rolle als die, die man sich gemeinhin so für einen Textmenschen vorstellt: das still-freudige Sinnieren und Notieren im romantischen Autorenbüdchen unterm Dachgiebel, wo sich die Sonnenstrahlen des Frühlingstags verspielt auf den Buchrücken von Folianten in schier endlosen Regalreihen tummeln – analog konserviertes Wissen, in denen der schrullige Buchstabenfetischist hin und wieder ererbtes Wissen nachschlägt, sich träumerisch erinnert an die gute alte Zeit, als man noch mit Federkiel und Tintenfass … Seufzen. </bullshit>
Nein, so läuft das nicht: Wenn das, was inhaltlich für strategisch sinnvoll aufgestellte Kommunikation benötigt wird, nicht im richtigen Kontext gedacht wird, dann produziert man Content am Markt vorbei. Wenn Sie schon mal über standardisierte Textbausteine für Ihre Geschäftsbriefe nachgedacht haben, wissen Sie vielleicht, was ich meine. Das Denken in sinnvollen und effizienten Strukturen ist Grundvoraussetzung für einen effizienten Auftritt im Markt, der auf einem effizienten Unternehmen basiert.
Franz hebt das Bein. Lassen Sie uns doch einfach mal auf die zwei “Extreme” schauen, in denen sich Unternehmen hinsichtlich ihrer Informationsinfrastruktur bewegen:
Die Informations-Insulaner
Sie kennen bestimmt auch so ein Unternehmen, das auf Insellösungen für Datenbevorratung und Marketing setzt: Da gibt es die Website, deren Texte und Produktinformationen mit viel Liebe manuell angepasst wird, sobald es Neuerungen oder Änderungen gibt.
Naja, also “sobald” ist ja ein dehnbarer Begriff: Manchmal kann das dauern, man findet keine Zeit oder der Azubi, der sonst die Website betreut hat, ist inzwischen ausgelernt und bei einem ganz anderen Unternehmen angestellt. Sie wissen schon. Immerhin hat man die Produktdatenblätter inzwischen im Vertrieb schon aktualisiert und die sehen nun zwar nicht so toll aus, aber was will man denn tun, MS Word ist eben so.
Das schöne Geld, die viele Zeit …
… die man hier reinhängen muss: Nicht nur die Arbeitskapazität, die notwendig ist, um redundant gepflegte (oder eben ungepflegte) Daten erfordern, um sie halbwegs aktuell zu halten, ist ein echtes Problem, das Geld und Nerven kostet. Solche Inhalte sind oft fragmentiert und isoliert, was zu einer ineffizienten Nutzung und Wiederverwendung führt. Inkonsistente Informationen und eine unvollständige Abstimmung auf Kundenbedürfnisse sind die Realität bei solchen “Insulaner”-Strategien. Die Inhalte müssen in einem solchen Szenario oft manuell aktualisiert und verwaltet werden, was zu hohem Arbeitsaufwand und einer geringeren Flexibilität bei der Anpassung an Veränderungen im Markt führt. Hinzu kommt: Die Struktur der Inhalte ist oft nicht optimiert für die digitalen Kanäle, was zu einer schlechten Benutzererfahrung und einem geringeren ROI führen kann.
Kurz: Wer seine Informationen und Daten führt wie in der Schulzeit die Vokabelsammlung im Karteikasten und dem Vokabelheft, muss in Summe enorm viel Geld ausgeben, um so ein System auch nur im Ansatz aktuell zu halten. Und wirksam ist es dann oft trotzdem nicht.
Stöbern wir doch mal weiter im Unterholz. Schau mal an, was Franz da erschnüffelt:
Kopflos besser dran: eines für alle
Etwas ganz anderes ist es da schon, wenn man sich sogenannte Headless-Systeme anschaut: In diesem Fall sind die Inhalte in einem zentralen Knoten organisiert und so modularisiert, dass sie zu einer effizienten Nutzung und Wiederverwendung auf unterschiedlichsten Plattformen und für verschiedenste Zwecke taugen.
Nun stellen Sie sich einfach mal vor, Sie müssten in einem solchen System die Daten für ein Produkt ändern – zum Beispiel gibt es das nun in einer weiteren Farbe. Sie ändern das in ihrem zentralen Datenbestand an den richtigen Stellen, drücken aufs Knöpfchen, und schon sind nicht nur die internen Informationen auf dem richtigen Stand, sondern auch Ihre Website, die Druckdaten für Produktdatenblätter, Broschüre oder Werbeanzeige, das Digitaldisplay im Schaufenster Ihrer Niederlassung und der Newsletter, der kommende Woche digital ausgesendet wird.
Das schöne Geld, die viele Zeit …
… die man so spart: Die Daten sind vollständig integriert, was zu konsistenten Informationen und einem umfassenden Bild der Kundenbedürfnisse führt. Die Inhalte werden oft automatisch aktualisiert und verwaltet, was zu einem geringeren Arbeitsaufwand und einer höheren Flexibilität bei der Anpassung an Veränderungen im Markt führt. Die Struktur der Inhalte ist oft optimiert für die heutigen digitalen Kanäle, was zu einer besseren Benutzererfahrung und einem höheren ROI führt.
Headless: Natürlich kostet das erstmal richtig
Kein Zweifel: Das Aufbauen einer Headless-Informationsarchitektur in einem Unternehmen braucht nicht nur Zeit und Überzeugungsarbeit, sondern das ist auch alles andere als trivial. Alle Prozesse im Unternehmen müssen damit funktionieren, es geht um viel mehr als nur um die Frage, ob die Website oder auch eine Druckvorlage für ein Datenblatt in solch ein System integriert werden soll. Die Einführung eines Headless-Systems ist eine komplexe und strategische Entscheidung. Diese Aufwände muss man einkalkulieren:
- Geschäftsstrategie und Ziele definieren: Bevor Sie ein Headless-System implementieren, müssen Sie klare Geschäftsziele und eine Strategie definieren, um sicherzustellen, dass das System die Bedürfnisse Ihres Unternehmens erfüllt und einen echten Mehrwert bietet.
- Ressourcen und Budget planen: Die Implementierung erfordert Ressourcen in Form von Zeit, Geld und Personal. Sie müssen sicherstellen, dass Sie genug Atem haben, um das Projekt erfolgreich umzusetzen.
- Technische Infrastruktur evaluieren: Ein Headless-System erfordert eine moderne und flexible technische Infrastruktur, die in der Lage ist, mit den Anforderungen des Systems umzugehen. Sie müssen Ihre bestehende Infrastruktur evaluieren und möglicherweise Anpassungen vornehmen, um sicherzustellen, dass sie mit einem Headless-System kompatibel ist.
- Content-Strategie entwickeln (da komme ich als Textfritze wieder ins Spiel): Ein Headless-System erfordert eine klare Content-Strategie, um sicherzustellen, dass Ihre Inhalte effektiv und effizient verwaltet und bereitgestellt werden können. Sie müssen eine Strategie entwickeln, die die Erstellung, Verwaltung und Bereitstellung von Inhalten in einem Headless-System sinnvoll unterstützt.
- Personal schulen: Die Einführung eines Headless-Systems erfordert Schulungen für Ihr Personal, damit sie mit den neuen Technologien und Prozessen vertraut sind. Sie müssen sicherstellen, dass Ihr Personal die erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnisse hat, um das System effektiv zu nutzen.
- Integration mit bestehenden Systemen: Ein Headless-System muss möglicherweise mit anderen Systemen und Tools in Ihrem Unternehmen integriert werden. Sie müssen sicherstellen, dass das System nahtlos mit Ihren bestehenden Systemen und Tools arbeiten kann.
- Testen und Validieren: Bevor Sie ein Headless-System live schalten, müssen Sie es ausgiebig testen und validieren, um sicherzustellen, dass es ordnungsgemäß funktioniert und die gewünschten Ergebnisse liefert.
- Change Management: Die Einführung eines Headless-Systems kann Veränderungen in Ihrem Unternehmen mit sich bringen, die von Ihren Mitarbeitern und Kunden akzeptiert und unterstützt werden müssen. Sie müssen ein effektives Change-Management-Programm implementieren, um sicherzustellen, dass Ihre Mitarbeiter und Kunden die Veränderungen positiv aufnehmen.
Na, haben Sie nun Angst bekommen? Wittern Sie Ungemach und Kosten, wie Franz den blöden Bullterrier von Gegenüber? Kein Wunder: Das sind dicke Brocken, die hier zu bewegen sind. Andererseits winken bei diesem Aufwand natürlich auch ein paar nicht unerhebliche Vorteile:
- Flexibilität und Agilität: Eine Headless-Datenstrategie ermöglicht es Unternehmen, ihre Daten auf eine flexible und agile Weise zu verwalten und zu nutzen. Damit reagieren sie schnell auf sich ändernde Anforderungen und Markttrends.
- Verbesserte Datenqualität: Durch die zentralisierte Verwaltung von Daten können Unternehmen die Qualität ihrer Daten verbessern und sicherstellen, dass sie konsistent und aktuell sind.
- Effizientere Datenverarbeitung: Eine Headless-Datenstrategie macht Daten effizienter in der Verarbeitung, was zu einer schnelleren und effizienteren Bereitstellung von Diensten und Produkten führt – ein echter Wettbewerbsvorteil.
- Bessere Skalierbarkeit: Eine Headless-Datenstrategie ermöglicht es, die Dateninfrastruktur besser zu skalieren, was erlaubt, mit dem Wachstum des Geschäfts einfacher Schritt zu halten.
- Verbesserte Kundenbindung: Durch die zentralisierte Verwaltung von Daten können Unternehmen ein umfassenderes Bild ihrer Kunden gewinnen, was es ihnen ermöglicht, personalisierte und zielgerichtete Dienste und Produkte anzubieten. Denn nicht nur Wissen über ihre eigenen Daten bündeln Sie auf diese Weise, sie haben auch einen gemeinsamen, zentralen Datenpool zu ihren Kunden und deren Bedürfnissen zur Verfügung.
- Kosteneinsparungen: Eine Headless-Datenstrategie kann helfen, Kosten auf Dauer massiv zu senken, weil sich die Effizienz von Datenverarbeitung und -verwaltung verbessert.
Abschied von der Insel: ein klarer Wettbewerbsvorteil
Nein, damit ist keinesfalls der Brexit gemeint, und auch Hund Franz macht sich nicht schwimmend auf und verschwindet: Viel mehr soll das eine Aufforderung dazu sein, vor einem Projekt mit Relevanz für den Umgang mit Daten auch die Chancen einer anderen Daten-Infrastruktur genauer zu betrachten. Sonst geben Sie womöglich Geld für Lösungen aus, die nur wenig billiger, aber deutlich ineffizienter sind. Wenn Sie mögen, können wir gerne auf Ihre mal gemeinsam gedanklich mit Franz eine Gassi-Runde drehen, in Ihrem Unternehmen auf Bedürfnisse und Praktiken schauen, um herauszufinden, ob das “headless”-Konzept nicht auch für Sie etwas wäre.
Schließlich entscheidet sich hierbei auch, wie Information aufbereitet und strukturiert sein muss. Genau mein Thema also. Lassen Sie uns doch mal Gassi gehen!