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Die Theorie des Vorangehens.

"idea" - Eva Bronzini @pexels

Kennen Sie das auch? Man entwickelt eine spannende Idee, Dinge zum Besseren zu verändern, und unter den 100 darauf Angesprochenen gibt es folgende Reaktionen:

  • 62 haben davon schon mal gehört, aber gerade keine Zeit, sich damit zu befassen.
  • 20 glauben nicht, dass das funktionieren wird, haben sich aber noch nicht intensiv damit befasst.
  • 10 haben nicht zugehört und “melden sich dazu später nochmal”.
  • 8 setzen sich damit auseinander und sind tatsächlich aktiv an Bord.

Von den 92, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht mit an Bord sind, beschweren sich übrigens rund 60 fast täglich, dass keiner etwas tut, damit “es” besser wird …

Hand aufs Herz: Wir alle sind gern mal in der Gruppe der 60 Meckerer, die selbst aber trotzdem den Hintern nicht hochbekommen, auch wenn jemand über Chancen mit uns sprechen will. Zukunft zu gestalten bedeutet auch, sich selbst motivieren zu können, den Dingen eine Chance zu geben und sich mit ihnen zumindest vorurteilsfrei zu befassen. Der Spruch “Wer nicht will, findet Gründe – wer will, findet Wege” ist so weit nicht hergeholt: Ausreden finden sich immer, weshalb man selbst nicht aktiv werden muss.

Nun gibt es unterschiedliche Wege, auf diese eher mäßige Bilanz (siehe Liste oben) zu reagieren. Und der erstgenannte Weg verblüfft mich immer wieder: Denn es scheint ein adäquates Verhalten geworden zu sein, Ideen mit wenig Resonanz dann einfach sterben zu lassen – zu wenig Begeisterung in der breiten Masse wird gleichbedeutend mit “keine Chance auf Erfolg” betrachtet.

Ist es aber wirklich klug, Chancen immer von der Zustimmung und der aktiven Mitwirkung Anderer abhängig zu machen? Oder ist es nicht viel sinnvoller, sich mit der kleinen, aber interessierten und aktiven Gruppe auf den Weg zu machen?

Ich bin der Ansicht, dass Konzepte sich an anderen Kriterien messen müssen als am initialen Beifall der breiten Mehrheit: Es gibt kaum eine Idee, die auf Anhieb von allen verstanden oder gar adaptiert und umgesetzt wurde. Ich bin überzeugt davon, dass stimmige, gut durchdachte Konzepte nicht auf Eis gelegt werden sollten, nur weil es der Mehrheit an Vorstellungskraft fehlt. Lieber sollte man mit einer interessierten, kleinen Gruppe versuchen, aus diesen Konzepten Realität werden zu lassen.

Oder anders ausgedrückt: Gehen Sie voran. Denn Innovation bedeutet nicht, dass der Durchschnitt sofort den Sinn darin erkennt – den “proof of concept” muss man oft erst in der Praxis vorleben, als funktionierendes Beispiel vorführen, bevor sich der “Aha-Effekt” einstellt. Der sich dann meistens einstellende Nachahmungseffekt wird schon dafür sorgen, dass aus den oben erwähnten acht Pionier*innen viele Mitwirkende werden.

Der Vorteil, den diese Vorreiter*innen jedoch immer haben werden, ist nicht nur, dass sie früher als andere von Innovation profitieren: Sie werden auch schon auf die nächsten Ideen einsteigen, die ihren Vorsprung noch vergrößern werden, bevor die Nachzügler überhaupt verstanden haben, weshalb ein Konzept, das sie vorher abgelehnt haben, doch ganz gut funktioniert.

Mein Appell an alle Macher*innen lautet deshalb: Wartet nicht lang auf breite Zustimmung – schließt Euch mit all jenen zusammen, die Eure Vision verstehen und bereit sind, sich einzubringen, und macht einfach. Auf die anderen zu warten bedeutet nicht nur den eigenen Stillstand zu erzwingen: Es heißt auch, die Zukunftschancen aller zu schmälern.

Foto: Eva Bronzini @pexels

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