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Vom Unsinn des Personaler-Marketing-Sprechs

Wenn man sich mit Employer Branding – also dem Schaffen einer Arbeitgebermarke – beschäftigt, bekommt man es ganz schnell auch mit den praktischen Auswirkungen in den Details zu tun. Zum Beispiel mit Formulierungen in Stellenausschreibungen, bei denen man sich dann doch fragt, wer das eigentlich verstehen und wozu das gut sein soll. Meine Theorie dazu: Manchmal formuliert das kein*e Personaler*in, sondern irgendein entfesselter Marketingmensch, dem es erst mal egal ist, ob verstanden wird, was man sich eigentlich wünscht – Hauptsache es knallt. Beispiele gefällig? Bitte sehr (alles selbst gefunden in diversen Ausschreibungen):

  • „Verlässliche Selbststarter-Attitüde“ – was ist verkehrt am Begriff „Eigeninitiative“?
  • “Hands-on-Mentalität” – warum nicht beschreiben, was man meint, nämlich “Sie packen gerne Dinge an, statt abzuwarten”?
  • “Unconscious-Bias-Trainings“ – Hand hoch, wer’s kennt. Gemeint sind eigentlich Workshops, in denen unbewusst vorhandene Vorurteile erkennbar gemacht werden. Warum nicht schreiben „Wir halten Sensibilität gegenüber Vorurteilen für wichtig und bieten deshalb Schulungen an, um diese besser zu erkennen und zu vermeiden“?

Leude … echt jetzt? Was soll das nützen? Personalsuche ist nichts anderes als Marketing für das Produkt „Arbeitsplatz“, das Ihr anzubieten habt. Und die Zeiten, in denen es für jede noch so miese Stellenanzeige Bewerbungen hagelte, die sind definitiv vorbei. Da ist jede eingezogene Hürde zu viel, die verhindert, dass man sich mit Euch näher beschäftigen will (über das Thema Fachkräftemangel und Bewerbermarkt gibt es inzwischen genug Abhandlungen, das setze ich als bekannt voraus).

Mein Rat hierzu ist ganz einfach: Bleibt verständlich und vermeidet solches Geschwurbel – wenn Ihr meint, anhand solchen Personaler-Marketing-Sprechs vorab aussieben zu müssen, wird es sonst sehr einsam um Euch und Eure Stellenausschreibungen werden. Überhaupt wäre es manchmal gut, wenn Stellenbeschreibungen und die zugehörigen Anforderungen noch einmal angeschaut würden, ob sie wirklich noch in die Zeit bzw. auf die eigentlich zu besetzende Position passen. Gute Praktiker*innen sind oft die bessere Wahl als frisch ausstudierte Nachwuchskräfte ohne jegliche Erfahrung. Es muss nicht immer der Bachelor oder Master sein. Die darf man sich sicher auch wünschen, aber ermutigt auch explizit andere, sich zu bewerben.

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