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Warum ich von Awards wenig halte

ACHTUNG, Dies ist ein MEINUNGSBEITRAG!

Kennen Sie das? Plötzlich sind überall Auszeichnungen und Awards zu allem Möglichen zu sehen: “Arbeitgeber der Zukunft”, “TOP 100 Unternehmen”, “Deutscher Internet-Award” oder ein sonstiger “Pupsi des Jahres”, immer schön dekoriert mit Fotos der Award-Überreichung mit einem Ex-Polit-Promi oder einem/einer Experte/-in, dem/der man eigentlich mehr Integrität zugetraut hätte.
Ob Christian Wulff (Ex-Bundespräsident), Ranga Yogeshwar (TV-Wissenschaftler), Ex-Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries oder andere Mittelprominente: Man sieht allenthalben strahlende Gesichter auf der Seite der Ausgezeichneten und geschäftsmäßiges Lächeln auf der Seite der überreichenden Whatevers.

Was sind solche Awards wert? Meines Erachtens so gut wie nichts: Denn Leistung wird nicht sichtbar durch irgendwelche Labels und Badges, die man sich in der Regel durch die Entrichtung einer “Gebühr” in erklecklicher Höhe quasi erkaufen kann.
Klar, man muss bei diesen “Auswahl- und Beurteilungsprozessen” auch Fragen beantworten, die als Basis einer Analyse für die Preiswürdigkeit dienen. Wer sich aber nun vorstellt, dass vor der Preisvergabe in aufwendigen Befragungen Fakten ermittelt werden, weiß bekittelte Wissenschaftler*innen mit der Lupe im Anschlag durch die Geschäftsräume der Anwärter eilen und sich stirnrunzelnd geheimnisvolle Notizen machen, der irrt. So viel Aufwand wollen sich die Award-Verkäufer – …Verzeihung: Award-VERLEIHER – nicht machen. Da reicht meist schon das Ausfüllen eines Fragebogens (meist mit vielen Suggestivfragen und durchschaubarer Stoßrichtung, damit man ja nix Falsches ankreuzt). Glauben Sie mir, ich hab’s ausprobiert.

Bitte nicht falsch verstehen: Ich stelle nicht in Abrede, dass so ausgezeichnete Unternehmen es in der Regel wirklich verdient hätten, ausgezeichnet zu werden. UND es gibt sicherlich auch den einen oder anderen Preis, der auf ganz anderer, nämlich auf sachlich fundierter und sinnvoller Vorauswahl basiert.
Aber bei der Mehrzahl der gerade grassierenden Awards handelt es sich eben erkennbar NICHT um das Bemühen, gute Leistung sichtbar zu machen und das unabhängig zu kuratieren und zu vergeben: Sie sind gefühlt (aus meiner Sicht) nichts weiter als ein Geschäftsmodell, das Prominenten ein schönes Zubrot verschafft und im Übrigen den Organisationen hinter der Preisverleihung bei jedem Ausgezeichneten ein schönes Sümmchen in die Kassen spült.
Wer sich eingehender mit den verleihenden Organisationen hinter der Mehrzahl dieser Awards befasst, wird auch schnell feststellen, dass man knöcheltief im PR- und Marketingsumpf steckt und sich fragt, wie das eigentlich so alles zusammenhängt und seine Berechtigung hat.
Ich könnte jetzt natürlich mit Beispielen herumhantieren, wo ich schon überall intensiver hingesehen und mich ordentlich gegruselt habe – allein, mir fehlt die willige Rechtsschutzversicherung in der Hinterhand, um das alles mal etwas kleinteiliger zu betrachten. Aber das können Sie sicher auch selbst: Schauen Sie sich doch einfach beispielhaft mal die Konstrukte an, die zum Beispiel das “Deutsche Innovationsinstitut für Digitalisierung und Nachhaltigkeit” so aufweist.

Kleiner Exkurs: Was für ein genialer Name für ein Unternehmen, das eigentlich nichts produziert – da steckt doch wirklich alles drin, was gut und teuer ist, und es ist für jeden was dabei. Mit einer Hochschule hat das Institut allerdings nix zu tun. Nur mit einer PR-Agentur. Naja.

Wenn Sie mich fragen, sollten Sie sich das Geld lieber sparen: Denn im Rudel der Awards gehen Sie mit Ihrer Plakette so oder so ganz schnell unter – denn auch die anderen kriegen dieses Angebot und nutzen es. Bloß glaubt das auf Dauer keiner mehr. Oder empfinden Sie das 100. JobRad-Angebot, das elfundzwölfzigste Obstkorbfoto oder das Rudel hochgereckter Daumen als Alleinstellungsmerkmal oder Besonderheit?

Der Weg zur Spitze ist einer ohne Abkürzungen. Und die Spitze erreicht man nicht mit ein paar Fotos mit Polit-Ex-Promis, sondern nur durch dauerhaft gute Leistung. Dass Sie das können, das steht außer Frage: Die vermeintliche Abkürzung nach oben durch ein beliebiges Label ist allerdings eher eine Sackgasse, wenn Sie mich fragen. Denn so ein Award kann Ihnen ganz schnell auch auf die Füße fallen, wenn er als das entlarvt ist, was er möglicherweise ist – ein ganz großer Schmuh.

Wie man’s nachhaltiger und besser macht? Ganz einfach: Anstrengen, gut werden und bleiben und vor allem darüber stichhaltig erzählen. Das ist viel mühsamer, aber auch glaubhafter als jeder Award der Welt. Wenn sie dabei Hilfe brauchen, dann sprechen wir doch einfach mal darüber.

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